Bersten von Druckrohrleitungen nach Merkblatt DVGW (M) GW 323
21.04.2005
Im Juli 2004 ist das DVGW Merkblatt GW 323 "Grabenlose Erneuerung von Gas- und Wasserversorgungsleitungen im Berstliningverfahren; Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung" erschienen. Der DVGW stellt mit diesem Blatt den Netzbetreibern, Planern und ausführenden Fachunternehmen praxisorientierte Grundlagen für die Durchführung des Verfahrens und zur Erreichung der jeweiligen Schutzziele bzw. Qualitätsstandards zur Verfügung.
Die mit der Erneuerung von Gas- und Wasserrohrleitungen beauftragten Fachunternehmen müssen im Besitz der einschlägigen Zertifizierungen des DVGW sein. Unternehmen, die sowohl Rohrbau als auch Bersten durchführen, werden nach DVGW Arbeitsblatt GW 301 in der Zusatzgruppe GN 3 zertifiziert. Unternehmen, die ausschließlich den Berstvorgang, d.h. keinen Rohrbau durchführen, können nach dem DVGW Arbeitsblatt GW 302 in der Zusatzgruppe GN 3 zertifiziert werden. Zertifizierungen können beim DVGW beantragt werden.
Nahezu alle für grabenlose Verfahren angebotenen Neurohrmaterialien können mit dem Berstverfahren eingebaut werden. In erster Linie sind dies im Druckrohrbereich jedoch Kunststoffrohre (PE, PE-Xa), Stahlrohre (St) und duktile Gussrohre (GGG).
Bevor mit der Berstmaßnahme begonnen werden kann, ist eine angemessene Planung des Vorhabens notwendig. Hierzu zählt neben einer sorgfältigen Ist-Aufnahme der Altrohrleitung auch eine Erkundung des Leitungsbestandes im Umfeld der Maßnahme. Folgende Kriterien beeinflussen die Anwendbarkeit des Berstverfahrens:
- Altrohrmaterial, -durchmesser und -zustand
- Überdeckung
- Aufweitmaß
- Struktur der Oberfläche im Baustellenbereich
- geologische Verhältnisse in der Erneuerungstrasse
- Abstände zu querenden oder längsverlaufenden Leitungen
Aus den Planungsunterlagen und / oder örtlichen Untersuchungen ist die Kenntnis über folgende Gegebenheiten erforderlich:
- Rohrdurchmesser und Werkstoff
- Nennweiten- und Werkstoffwechsel
- Überdeckungshöhe
- Richtungsänderungen
- Horizontale und vertikale Rohretagen
- Abzweige oder Anschlüsse
- Wassertöpfe
- Armaturen
- Betonwiderlager
- Formstücke, Schellen usw.
- parallele und querende Leitungsanlagen
Hindernisse und Reinigung
Sollte sich aus der Ist-Aufnahme der Altrohrleitung ergeben, dass Hindernisse möglicherweise den Berstvorgang verhindern oder erschweren, so müssen diese vor Beginn des Berstprozesses entfernt werden. Querschnittsverengungen infolge von Inkrustierungen, usw. brauchen verfahrensbedingt nicht beseitigt zu werden, sofern sich ein Windenseil einziehen bzw. das Berstgestänge einschieben lässt.
Eine Reinigung der Altrohrleitung kann dennoch erforderlich sein, wenn durch das Zerstören in Bruchstücke Stoffe in einem Ausmaß freigesetzt werden, das umweltschutzrechtlich von Belang ist (z.B. mancherorts bei Gasleitungen). In diesem Falle ist die Reinigung so sorgfältig durchzuführen, dass eine Freisetzung solcher Stoffe nicht eintreten kann.
Das Aufweitungsmaß wird definiert als: Außendurchmesser der Aufweitung minus Innendurchmesser der Altrohrleitung. Das Aufweitungsmaß ist wichtig für die Festlegung von Mindestabständen zur Oberfläche, zu anderen Leitungen und Bauwerken. Auch die Bodenbeschaffenheit und die Art der benachbarten Bauwerke und Leitungen spielt eine Rolle. Der lichte Abstand zu parallel verlaufenden Leitungen soll mindestens das 3-fache des Aufweitungsmaßes betragen, es wird jedoch empfohlen, dass dieser Abstand mindestens 40 cm betragen soll. Je nach Bodenverhältnissen bzw. Werkstoff und Art der parallelen Leitungen können ggf. größere Abstände gewählt werden. Bei kritischen Abständen, z.B. zu querenden Leitungen, sind mit dem Betreiber dieser Leitungen besondere Schutzmaßnahmen (z.B. Freilegen der Leitungen) zu vereinbaren.
Radius der Aufweitung minus Außenradius der Neurohrleitung. Er ist so zu wählen, dass eine Scherbenverkantung minimiert wird. In der Praxis haben sich Überschnitte zwischen 25 und 30% bewährt.
- Ausschließlich Graugussleitungen werden erneuert.
- Im Durchschnitt liegen sechzig Hausanschlüsse an einem Kilometer Gasleitung.
- Hausanschlüsse werden nicht erneuert, sondern lediglich umgebunden.
Bersten stellt eine echte technische und kostengünstige Alternative zur offenen Bauweise dar, aber auch zu anderen grabenlosen Rehabilitationsverfahren. Die oft schwierigen Einsätzfälle haben zu einer ausgereiften Verfahrens- und Maschinentechnik geführt. Das Verfahren ist schon lange das weltweit am häufigsten eingesetzte grabenlose Erneuerungsverfahren und seit Dezember 2001 lizenzgebührenfrei einsetzbar, da die Patente von British Gas/Advantica mit dem 01.12.2001 abgelaufen sind. Auch in Deutschland setzen das Verfahren bereits viele Kommunen und Bauunternehmer erfolgreich ein. Die Tendenz ist weiter steigend. Insbesondere gibt das nun zur Verfügung stehende DVGW Merkblatt GW 323 Auftraggebern und Auftragnehmern die notwendige Sicherheit für die Ausschreibung und Anwendung dieses Verfahrens.
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