Das 20. Oldenburger Rohrleitungsforum 2006 blickt in die Zukunft
22.11.2005
Dass der demografische Wandel Herausforderungen mit sich bringt, ist allgemein bekannt. Während aber die Öffentlichkeit mit diesem Begriff spontan und einseitig das Stichwort "Rente" verbindet, werden drohende Strukturprobleme an anderer Stelle übersehen. Diese sind jedoch ebenso brisant wie die Überlastung der Sozialsysteme durch Überalterung und Bevölkerungsschwund. Selbst für manchen Experten mag die Einsicht ungewohnt sein, dass die absehbare Bevölkerungsentwicklung für die Erhaltung, Betrieb und Finanzierung der unterirdischen Rohrleitungs-Infrastruktur gravierende Folgen haben wird.
Der demografische Rahmen, in dem sich die Entwicklung der Infrastruktur abspielt, wird zunehmend enger. Die deutsche Bevölkerung altert nicht nur stetig, sie schrumpft zudem – je weiter man in die Zukunft schaut, desto ausgeprägter ist der absehbare Bevölkerungsschwund. Bis 2050 geht die Bevölkerung schon in mittleren Schätzungen um rund 7 Millionen Einwohner auf rund 75 Millionen zurück, was allerdings Zuwanderung in erheblichem Ausmaß voraussetzt. Zugleich wird dann über ein Drittel der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein. Im deutschen Osten vollzieht sich der Rückgang noch schneller und ausgeprägter und ist bereits heute schmerzhaft spürbar.
Bislang ist aber der Um- beziehungsweise Abbau Ost/West buchstäblich oberflächlich geblieben. Ein technisches und wirtschaftliches Kernproblem liegt unter den schrumpfenden Städten. Wo Hochbausubstanz eingeebnet wird, wird auch technische Infrastruktur überflüssig. Kann man das bei Telekom- und Stromkabeln noch ohne Eingriffe in den Leitungsbestand auffangen, ist es bei den Rohrnetzen für Gas, Trinkwasser und Abwasserentsorgung nicht möglich. Diese sind dann zunehmend unterausgelastet, überdimensioniert und in manchen Bereichen komplett überflüssig. Betriebliche Aspekte und Sicherheitsaspekte verbieten es jedoch, den Bestand einfach im Status Quo zu erhalten. Den Betreibern laufen zudem die Fixkosten der Rohrnetze immer schneller davon, die bei schrumpfenden Einwohnerzahlen auf immer weniger Köpfe umgelegt werden müssen und zu steigenden Pro-Kopf-Lasten führen. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Last des Betriebs und Baus von Leitungen in den kommenden Jahrzehnten nicht nur auf immer weniger Schultern ruht, sondern auf immer schwächeren, weil älteren. Wie man mit diesen Fragen umgehen kann, ist auf dem Rohrleitungsforum Gegenstand etlicher Vorträge unter dem viel sagenden Sammelthema "Unterirdische Infrastruktur - für die Ewigkeit?"
Beruhigenderweise wird der Gast das Oldenburger Jubiläumsforum nicht nur mit derartigen Fragen im Hinterkopf verlassen, sondern auch 2006 mit einem breiten Fundus an praxisnahem Wissen zu Technik und Management von Rohrleitungsnetzen. Im Fokus steht wie in der Vergangenheit beispielsweise die Entwicklung der einzelnen Rohrwerkstoffe für die Ver- und Entsorgung. Dabei fallen interessante Schwerpunktsetzungen ins Auge wie die Betrachtung von Kunststoffen im Hochdruck-Einsatz oder die technischen Möglichkeiten der Druckprüfung von Hochdruckrohren. Wasserführende Rohrleitungen können auch in anderer Hinsicht unerwartet "Druck bekommen" - wenn hydraulische Druckstöße auftreten, können sie das System bis über die Grenzen der Belastbakeit hinaus beanspruchen - ein Aspekt, der wichtig genug ist, um ihm einen eigenen Veranstaltungsblock zu widmen. Unter dem Titel "Rohrleitungen für das schwarze Gold" werden erstmals auf dem Rohrleitungsforum auch Ölpipelines thematisiert. Besonderes Augenmerk gilt auch den neuesten Entwicklungen bei grabenlosen Einbauverfahren mit duktilen Gussrohren.
Wie kaum eine andere Veranstaltung repräsentiert das Oldenburger Rohrleitungsforum von je her den engen Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis. Das wird einmal mehr daran deutlich, dass auch 2006 weit mehr als 250 Hersteller, Zubehörlieferanten und Dienstleistungsanbieter rund ums Rohr eine Begleitausstellung beschicken, die sich mit den großen Internationalen Fachmessen messen kann und schon allein Grund genug wäre, der Oldenburger Fachhochschule einen Besuch abzustatten. Das gilt aus der Sicht von Feinschmeckern auch für den traditionellen Ollnburger Gröönkohlabend, bleibt aber dennoch reine Theorie. Denn kulinarische Seiteneinsteiger brauchen sich keine Illusionen zu machen: Auch beim 20. Anlauf gehört die Untergrund-Fortbildung so obligatorisch zum Grünkohl wie der Pinkel.
Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg
Frau Ina Kleist
Ofener Straße 18
26121 Oldenburg
Telefon: +49 (0)441 / 36 10 39 - 0
Fax: +49 (0)441 / 36 10 39 - 10
E-Mail: kleist@iro-online.de
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