Das 20. Oldenburger Rohrleitungsforum 2006 blickt in die Zukunft

22.11.2005

Dass der demografische Wandel Herausforderungen mit sich bringt, ist allgemein bekannt. Während aber die  Öffentlichkeit mit diesem Begriff spontan und einseitig das Stichwort "Rente" verbindet, werden drohende Strukturprobleme an anderer Stelle übersehen. Diese sind  jedoch ebenso brisant wie die Überlastung der Sozialsysteme durch Überalterung und Bevölkerungsschwund. Selbst für manchen Experten mag die Einsicht ungewohnt sein, dass die absehbare Bevölkerungsentwicklung für die Erhaltung, Betrieb und Finanzierung der unterirdischen Rohrleitungs-Infrastruktur gravierende Folgen haben wird.

Das Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg -iro-, als "think tank" rund ums Rohr über die deutschen Grenzen hinaus bekannt, hat dies erkannt und zum Leitmotiv seines 20. Oldenburger Rohrleitungsforums 2006 erklärt. "Rohrleitungen für eine sich wandelnde Gesellschaft" lautet daher das Motto des Jubiläums-Forums, das am 9. und 10. Februar 2006 am Standort Oldenburg der Fachhochschule Oldenburg stattfindet.

Der demografische Rahmen, in dem sich die Entwicklung der Infrastruktur abspielt, wird zunehmend enger. Die deutsche Bevölkerung altert nicht nur stetig, sie schrumpft zudem – je weiter man in die Zukunft schaut, desto ausgeprägter ist der absehbare Bevölkerungsschwund. Bis 2050 geht die Bevölkerung schon in mittleren Schätzungen um rund 7 Millionen Einwohner auf rund 75 Millionen zurück, was allerdings Zuwanderung in erheblichem Ausmaß voraussetzt. Zugleich wird dann über ein Drittel der Bevölkerung älter als 60 Jahre sein. Im deutschen Osten vollzieht sich der Rückgang noch schneller und ausgeprägter und ist bereits  heute schmerzhaft spürbar.
Inzwischen hat die Raumordnungs- und Städtebaupolitik die Herausforderung angenommen, die sich bis 2020 primär in den neuen Bundesländern stellt. Die politische Programmatik des Aufbau Ost finanziert inzwischen auch das Bundes-Förderprogramm "Stadtumbau Ost", das faktisch auf einen Rückbau Ost hinausläuft: Geplant ist der kurzfristige Abriss von 360.000 Wohnungen, rund eines Drittels des aktuellen Leerstandes von einer Million Wohnungen zwischen Ostsee und Erzgebirge. Weitere Bevölkerungsverluste im Osten durch Abwanderung der Jungen, Ableben der Alten und Ausbleiben des Nachwuchses werden der Abrißbirne noch auf lange Sicht Vollbeschäftigung bescheren. Im übrigen hat die Abrisswelle längst auch den Westen erreicht, so dass inzwischen vom Bundesbauministerium ein Förderprogramm "Stadtumbau West" nachgeschoben wurde mit identischer Stoßrichtung: Abreißen, was zuviel ist und konsolidieren, was erhaltenswert erscheint.

Bislang ist aber der Um- beziehungsweise Abbau Ost/West buchstäblich oberflächlich geblieben. Ein technisches und wirtschaftliches Kernproblem liegt unter den schrumpfenden Städten. Wo Hochbausubstanz eingeebnet wird, wird auch technische Infrastruktur überflüssig. Kann man das bei Telekom- und Stromkabeln noch ohne Eingriffe in den Leitungsbestand auffangen, ist es bei den Rohrnetzen für Gas, Trinkwasser und Abwasserentsorgung nicht möglich. Diese sind dann zunehmend unterausgelastet, überdimensioniert und in manchen Bereichen komplett überflüssig. Betriebliche Aspekte und Sicherheitsaspekte verbieten es jedoch, den Bestand einfach im Status Quo zu erhalten. Den Betreibern laufen zudem die Fixkosten der Rohrnetze immer schneller davon, die bei schrumpfenden Einwohnerzahlen auf immer weniger Köpfe umgelegt werden müssen und zu steigenden Pro-Kopf-Lasten führen. Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Last des Betriebs und Baus von Leitungen in den kommenden Jahrzehnten nicht nur auf immer weniger Schultern ruht, sondern auf immer schwächeren, weil älteren. Wie man mit diesen Fragen umgehen kann, ist auf dem Rohrleitungsforum Gegenstand etlicher Vorträge unter dem viel sagenden Sammelthema "Unterirdische Infrastruktur - für die Ewigkeit?"
Mancher Oldenburg-Besucher aus der Rohrleitungspraxis wird vermutlich mit der Einsicht nach Hause fahren, dass er sich künftig noch vor der technischen Optimierung von Bestand und Betrieb mit fundamentalen strategischen Fragen auseinander setzen muss, die in keiner technischen Norm geregelt sind, dafür aber durchaus das Zeug haben, die Sinnhaftigkeit manch technischen Regelwerks und eiserner Ingenieursüberzeugungen in Frage zu stellen. Eine solche Frage von besonders hohem Provokationswert stellt die traditionelle "Diskussion im Café": Brauchen wir wirklich langlebige Leitungen? Es wird zu diskutieren sein, welchen Sinn die Forderung nach 50, 70 oder 100 Jahren Lebensdauer von Leitungen und Sanierungsmaßnahmen in Siedlungen macht, die schon in dreißig Jahren aufgegeben sein könnten.  Andererseits ist die Befürchtung nicht unbegründet, dass man mit einer pragmatischen Reduzierung technischer Anspruchsstandards das mühseligen Streben nach Qualität konterkariert. Und kann man technische (und rechtliche!) Anforderungen überhaupt bedarfsgerecht regional differenzieren oder wäre dies das Ende von Standards an sich?

Beruhigenderweise wird der Gast das Oldenburger Jubiläumsforum nicht nur mit derartigen Fragen im Hinterkopf verlassen, sondern auch 2006 mit einem breiten Fundus an praxisnahem Wissen zu Technik und Management von Rohrleitungsnetzen. Im Fokus steht wie in der Vergangenheit beispielsweise die Entwicklung der einzelnen Rohrwerkstoffe für die Ver- und Entsorgung. Dabei fallen interessante Schwerpunktsetzungen ins Auge wie die Betrachtung von Kunststoffen im Hochdruck-Einsatz oder die technischen Möglichkeiten der Druckprüfung von Hochdruckrohren.  Wasserführende Rohrleitungen können auch in anderer Hinsicht unerwartet "Druck bekommen" - wenn hydraulische Druckstöße auftreten, können sie das System bis über die Grenzen der Belastbakeit hinaus beanspruchen - ein Aspekt, der wichtig genug ist, um ihm einen eigenen Veranstaltungsblock zu widmen.  Unter dem Titel "Rohrleitungen für das schwarze Gold" werden erstmals auf dem Rohrleitungsforum auch Ölpipelines thematisiert. Besonderes Augenmerk gilt auch den neuesten Entwicklungen bei grabenlosen Einbauverfahren mit duktilen Gussrohren.
Dass Innovationen und spektakuläre Projektberichte aus der Baupraxis  in Oldenburg auch 2006 nicht zu kurz kommen, vermag den erfahrenen  Besucher des Rohrleitungsforums nicht zu überraschen. Das Schwergewicht liegt dabei zwar auf der Technik des Horizontal Directional Drilling, anderseits werden aber auch bemerkenswerte No-Dig-Anwendungsbeispiele aus der Kanalsanierung präsentiert. Stichwort Kanalsanierung: Ein thematischer Dauerbrenner und auch 2006 ein "Muß" ist die Instandhaltung von Hausanschlußleitungen; hierzu werden nicht nur technische Neuerungen vorgestellt, im Rahmen der Präsentation aktueller Arbeitsergebnisse der Fachverbände RSV und GSTT lernt der Gast auch kreative Organisationsmodelle zur Umsetzung aktueller gesetzlicher Anforderungen kennen. Ansonsten steht die aktuelle Verbandsarbeit zu den Themenfeldern Schlauchlining-Qualitätssicherung und Drainagewartung nach der TA Siedlungsabfall auf der Agenda.

Wie kaum eine andere Veranstaltung repräsentiert das Oldenburger Rohrleitungsforum von je her den engen Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis. Das wird einmal mehr daran deutlich, dass auch 2006 weit mehr als 250 Hersteller, Zubehörlieferanten und Dienstleistungsanbieter rund ums Rohr eine Begleitausstellung beschicken, die sich mit den großen Internationalen Fachmessen messen kann und schon allein Grund genug wäre, der Oldenburger Fachhochschule einen Besuch abzustatten. Das gilt aus der Sicht von Feinschmeckern auch für den traditionellen Ollnburger Gröönkohlabend, bleibt aber dennoch reine Theorie. Denn kulinarische Seiteneinsteiger brauchen sich keine Illusionen zu machen: Auch beim 20. Anlauf gehört die Untergrund-Fortbildung so obligatorisch zum Grünkohl wie der Pinkel.
Kontakt:
Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg
Frau Ina Kleist
Ofener Straße 18
26121 Oldenburg
Telefon: +49 (0)441 / 36 10 39 - 0
Fax: +49 (0)441 / 36 10 39 - 10
E-Mail: kleist@iro-online.de

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