EG-Richtlinie macht Druck im Untergrund - Deutsches Unternehmen saniert begehbaren Abwassersammler an der Loire

26.08.2005

Im Zuge der Umsetzung der EG-Richtlinie "Behandlung von kommunalem Abwasser" gerät der Zustand der Kanalnetze  auch in europäischen Nachbarländern zunehmend stärker ins Visier. Dass daraus gelegentlich auch Aufträge für deutsche Unternehmen resultieren können, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Frankreich. Ein begehbarer Mischwassersammler in Chateauneuf-sur-Loire bei Orléans wurde im Sommer 2005 durch die Ehnes GmbH, Germersheim, auf 360 Meter Länge komplett durch Zementmörtelbeschichtung saniert.

Die EG-Richtlinie "Behandlung von Kommunalem Abwasser" (91/271/EWG vom 21.03.1991) fordert unter anderem, dass europäische Kläranlagen mit mehr als 10.000 angeschlossenen Einwohnern bis Ende 2005 bestimmte  Eliminationsraten und Ablaufkonzentrationen für Stickstoff- und Phosphatverbindungen einhalten müssen. Die Umsetzung der Richtlinie ist  auf Ende 2005 terminiert, was in den vergangenen Jahren nicht nur in Deutschland einen Sanierungs- und Erneuerungsboom bei Kläranlagen hervorrief. 
Leider haben die Investitionen in neue Reinigungstechnik häufig nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Das liegt fast immer an Mängeln des vorgelagerten Kanalisationsnetzes. Auch technisch hoch moderne Anlagen können an den vorgegebenen Reinigungszielen scheitern, wenn erhebliche Fremdwassermengen, überwiegend aus undichten Kanalnetzen stammend, die Schmutzkonzentration im Kläranlagenzulauf verdünnen und den technischen Wirkungsgrad der Anlagen reduzieren. Daher ist die Kanalsanierung zur Fremdwasserbekämpfung in der Prioritätenliste der Wasserwirtschaft weit nach oben gerückt – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den europäischen Nachbarn, etwa in Frankreich.
Frankreich kennt bislang keine den deutschen Eigenkontrollverordnungen
entsprechenden gesetzlichen Vorschriften zur Zustandserfassung und Dichtheitsprüfung von Kanalisationsnetzen. Zwar führten einige große französische Kommunen schon bislang umfangreiche Inspektions- und Sanierungprogramme durch; diese entsprangen aber im wesentlichen wasserwirtschaftlicher Einsicht und nicht etwa gesetzlichem Zwang. Deshalb waren solche Projekte bislang eher die Ausnahme. Die EG-Richtlinie 91/271/EWG hat aber dazu geführt, dass in Frankreich Inspektionsvorschriften zumindest für solche Kanalnetze erlassen wurden, die ihr Abwasser einer gemäß EG-Richtlinie nachweispflichtigen Kläranlage zuleiten. Werden in den Kläranlagen signifikante Abweichungen zwischen der rechnerischen und dem tatsächlich gemessenen Abwasserzufluss festgestellt, so müssen die zugehörigen Kanalnetze auf
ihren Zustand untersucht werden. Wie kaum anders zu erwarten, stellen sich dabei auch in Frankreich Befunde ein, die die wir hierzulande bestens kennen. 
So auch in Chateauneuf sur Loire, einer Gemeinde an der Peripherie der Großstadt Orléans. Dort wurde die Fremdwasserinspektion vor allem bei der Inspektion des Mischwasserhautpsammlers fündig, der der Kläranlage unmittelbar vorgelagert ist. Das vor rund 50 Jahren in Ortbeton-Bauweise errichtete Eiprofil 1200/700 erwies sich nach einem halben Jahrhundert Betrieb als rundum desolat. Ausgeprägte Rissbilder, vor allem jedoch Korrosionsschäden prägten das allgemeine Erscheinungsbild des Bauwerks. Seine Oberfläche wies in weiten Bereichen die für fortgeschrittene Korrosion typische Waschbetonstruktur auf; insbesondere die Sohle war durchgehend schwer geschädigt und ausgewaschen – was den Zustand jahrzehntealter Betonkanäle angeht, sicherlich kein ungewöhnlicher Sachverhalt.
Um so ungewöhnlicher jedoch die Tatsache, dass bei diesem mitten in Frankreich gelegenen Sanierungsprojekt ein deutsches Unternehmen zu Zuge kam. Der französische Baukonzern SOGEA /Phoenix als Generalunternehmer beuftragte die Ehnes GmbH, Germersheim, mit der Sanierung des Kanals von Chateauneuf sur Loire. Dem deutschen Partner kam dabei eine vorhandene Liste französischer Referenzen zugute: Die Ehnes GmbH  hat sich in den letzten Jahren insbesondere im Elsass einen Namen mit der erfolgreichen Abwicklung vergleichbarer Projekte gemacht.
Das Sanierungskonzept sah eine vollflächige Sanierung von rund 800 Quadratmetern Bauwerksoberfläche durch eine Beschichtung der Wände mit dem Zementörtelsystem Ergelit vor. Dazu wurden die maroden Betonoberflächen im ersten Arbeitsgang im Nassstrahlverfahren bis auf den gesunden Bauwerkskern abgetragen. Anschließend wurden rund 30 laufende Meter Risse im Bauwerk durch Packerinjektion eines PU-Schaum-Systems abgedichtet und Wassereinbrüche zu stoppen. Anschließend wurden Fehlstellen in den Wänden mit Zementmörtel aufprofiliert, bevor man letztlich das Bauwerk durchgehend mit einer zwei Zentimeter starke Ergelitschicht beschichtete. Dabei wurden auch die teilweise defekten Zuläufe saniert und sorgfältig in die neue Bauwerksoberfläche eingebunden. Insgesamt brauchten die Ehnes-Mitarbeiter mit allen Vor- und Nebenarbeiten nur rund 6 Wochen für die komplette Sanierung des 360 Meter langen Großprofilsammlers. Begünstigt wurde dieser zügige Baufortschritt durch das Ausbleiben starker Regenfälle während der Bauzeit in Mai und Juni 2005.

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