FBS-Stahlbetonprofile von Westrohr mit aktivierbarer DichtungSondervorschlag nicht zu toppen!

14.04.2005

Mit einem Sondervorschlag machte die Vestische Straßen- und Tiefbau GmbH bei einer Ausschreibung der Stadt Neuss Stadtentwässerung das Rennen. Anstelle des geplanten 80 m langen Regenrückhaltebeckens aus zwei Rohrsträngen DN 3600 im Pressverfahren schlug das Dattelner Bauunternehmen eine Ausführung mit Stahlbetonrechteckprofilen vor.

Zum Einsatz kamen Stahlbetonprofile der Westrohr Betonwerk Münster GmbH & Co. KG mit Rechteckquerschnitt, die den erhöhten Anforderungen der Qualitätsrichtlinie der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS) entsprechen. Obwohl die 5,75 m breiten und 3,70 m hohen Schwergewichte mit Spezialtransportern zur Einbaustelle in den Stadtteil Neuss-Allerheiligen geliefert werden mussten (Bild 2), setzte sich der Sondervorschlag als die wirtschaftlichste Variante durch. Eine weitere Besonderheit: Die Abdichtung der Profile als einzigartiges bautechnisches Merkmal. Sie besteht aus einer Gleitringdichtung und einem aktivierbaren Dichtring. Auf der Baustelle wird der Dichtring nach dem Zusammenfügen der Profile mit PU-Material dauerelastisch ausgefüllt. So entsteht eine dichte Verbindung, und mögliche Beschädigungen oder Einbaufehler werden auf ein Minimum reduziert (Bild 1).
"Das Entwässerungskonzept für Neuss-Allerheiligen hatte ergeben, dass das vorhandene Regenüberlaufbecken (RÜB) 'Am Steinacker' um ein Regenrückhaltebecken (RRB) ergänzt werden muss", schildert Dipl.-Ing. Wolfgang Kyber, Stadtentwässerung Neuss, die wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das neue Regenrückhaltebecken speichert nach der Fertigstellung die bei starken Niederschlägen anfallenden Wassermengen vor der Einleitung in den angrenzenden Norfbach. "Die gezielte Drosselung der Einleitung verhindert zukünftig eine hydraulische Stoßbelastung des Norfbaches", so Kyber weiter. Das RRB verfügt über ein Nutzvolumen von 1 800 m3, die Entleerung ist abhängig von der Zuflussmenge. Sie erfolgt über zwei Tauchmotorpumpen mit einer Förderleistung von maximal 450 l/s in den Norfbach. "Um die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten und eine umfangreiche Grundwasserabsenkung zu vermeiden, sollte das RRB in zwei parallel verlaufenden Rohrleitungen DN 3600 und einer Länge von 80 m im Pressverfahren realisiert werden", erinnert sich Dipl.-Ing. Christian Pathe, Bauleiter der Vestischen Straßen- und Tiefbau GmbH, die sich mit ihrem Sondervorschlag bei der Vergabe durchsetzen konnte. Dieser sah eine Bauausführung im Rechteckprofil vor, das in einer wasserdicht gespundeten Baugrube auf einer Unterwasserbetonsohle verlegt werden sollte. Aufgrund der deutlich geringeren Kosten erteilte der Auftraggeber diesem Angebot den Zuschlag.
Aktivierbare Dichtung

Zum Einsatz kamen 31 Stahlbetonprofile mit Rechteckquerschnitt. Die 5,75 m breiten und 3,70 m hohen Rechteckprofile sind 2,5 m lang und wiegen rund 44 t. Neben den großen Dimensionen ist ein bautechnisches Merkmal besonders erwähnenswert. Die Profile verfügen mit der so genannten aktivierbaren Dichtung über eine Technologie, die bei Westrohr entwickelt worden ist. "Die Idee der aktivierbaren Dichtung entstand aus den zum Teil leidvollen Erfahrungen mit der herkömmlichen Dichtungstechnologie", erläutert Dipl.-Ing. Erich Valtwies, Geschäftsführer Westrohr Betonwerk Münster GmbH & Co. KG.
Die oft sehr großen Querschnitte der Rahmenprofile erschweren die Handhabung der Dichtung beim Einbau. "Fehler und Beschädigungen, die zu Bauverzögerungen oder gar Undichtigkeiten führten, waren die Folge", so Valtwies weiter. Hier schafft ein spezielles Dichtsystem Abhilfe. Das Spitzende des Rechteckprofils ist werkseitig mit einer Lippengleitringdichtung und dem aktivierbaren Dichtring aus hochwertigen Elastomeren ausgestattet. Auf der Baustelle wird dieser aktivierbare Dichtring nach dem Zusammenfügen der Profile vollständig mit PU-Material dauerelastisch ausgefüllt. Die Rahmenverbindung hält bis zu einem Druck von 1,0 bar, gemäß der FBS-Qualitätsrichtlinie, Teil 3, dicht. Selbst gegen drückendes Wasser von außen oder, wie bei Stauraumkanälen zeitweise erforderlich, gegen erhöhten Innendruck." Zusätzlich sind die Rechteckprofile mit zwei Zentrierbolzen ausgerüstet. Diese ergänzende Verlegehilfe erleichtert das Zusammenführen der Schwergewichte ganz erheblich.
Nicht nur aufgrund ihrer Dimensionen stellen die Rechteckprofile die Grenze des produktionstechnisch Machbaren dar. "Auch unter logistischen Gesichtspunkten ist der Spielraum mit solchen Bauteilen praktisch ausgereizt", erklärt Valtwies. Dementsprechend mussten sowohl die Profile für das 80 m lange Regenrückhaltebecken als auch die Betonfertigteile für die ebenfalls zum Auftrag gehörende Pumpstation mit Spezialfahrzeugen zur Einbaustelle transportiert werden. Das Pumpwerk mit den Abmessungen L/B/H = 9,0/6,0/7,5 m wurde aus einzelnen Wandelementen vorgefertigt, die anschließend biegesteif auf der Baustelle miteinander verbunden wurden. Insgesamt wiegt das Pumpwerk ca. 320 t."
(Quelle: Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS))

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