Glasfaser für Neuss-Grefrath - Lichthärtendes Berolina Liner System saniert 850 Meter Mischwasser-Hauptsammler

27.06.2005

Bei der systematischen Sanierung des 810 Kilometer langen Abwassernetzes der Stadt Neuss setzt man schon seit Jahren auf die grabenlose Kanalsanierung im allgemeinen und auf Schlauchliner-Verfahren im besonderen. Aktuelles Beispiel ist der Mischwasser-Hauptsammler „Niederrheinstraße“ im Stadtteil Grefrath, der im Mai bis Juni 2005 mit einem lichthärtenden Inliner des Berolina Liner-Systems ausgekleidet wurde. Für die Swietelsky-Faber GmbH, Alzey, als ausführendes Unternehmen und Wolfram Kopp, ihren neuen Niederlassungsleiter in Schieder-Schwalenberg, war das Neusser Projekt erfolgreicher Startschuß für eine Offensive im west- und norddeutschen Kanalsanierungsmarkt.

Der Mischwasser-Hauptsammler Grefrath mit Nennweiten DN 700 und  DN 800 ist im Abwassernetz der Stadt Neuss einer der wichtigen Kanäle - ohne ihn liefe in Grefrath in Sachen Abwasserbeseitigung praktisch nichts. Doch im Zuge der obligatorischen Untersuchungen nach der nordrhein-westfälischen Selbstüberwachungsverordnung Kanal wurde das Rohr auffällig und zum dringlichen Sanierungsfall: Längs- und Querrisse ließen Undichtigkeiten nicht ausschließen und stellten streckenweise die Standsicherheit des Kanals in Frage – ein Schadensbild, das nach Einschätzung des Projektleiters der Stadtentwässerung Neuss, Herrn Dirk Koch, massgeblich bereits auf Fehler während des Baus Ende der 60er Jahre zurückzuführen war. Die unumgängliche Sanierung des Kanals sollte angesichts der hohen Verkehrsbelastung in der Niederrheinstraße und der im Falle einer offenen Erneuerung zu erwartenden Bauzeit möglichst "grabenlos" erfolgen. Der Stadtentwässerungsbetrieb Neuss hat mit unterschiedlichen No-Dig-Techniken seit Jahren Erfahrungen gemacht; besonders im Umgang mit Schlauchlining-Techniken waren diese Erfahrungen überwiegend positiv, so dass man sich auch im Falle des  Hauptsammlers Grefrath für eine Schlauchlining-Sanierung entschied.
Der Auftrag wurde schließlich im Rahmen einer beschränkten Ausschreibung nach Teilnahmewettbewerb an die Swietelsky-Faber GmbH, Alzey, vergeben. Das Unternehmen hatte für den Hauptsammler die Auskleidung mit einem lichthärtenden Liner des Berolina Liner Systems angeboten. Das Berolina Liner System basiert auf nahtlosen Glasfaserschläuchen, die aus mehreren parallelen, einander breit überlappenden Bahnen von Glaslaminaten gebildet werden, die wiederum beidseitig in lichtdurchlässige Kunststofffolien gehüllt sind. Diese in sich bewegliche Konstruktion bietet den Vorteil größtmöglicher Flexibilität bei der formschlüssigen Anpassung des Liners an die Rohrinnenwand; so
können punktuelle Abweichungen von der idealen Kreisgeometrie ebenso abgefangen werden wie in einem gewissen Umfang sogar Nennweitenwechsel. Der Werkstoff Glasfaser selbst zeichnet sich im ausgehärteten Zustand durch ein Höchstmaß an Korrosionsfestigkeit und mechanischer Belastbarkeit aus. Für die Härtungsreaktion ist ein licht-reaktives UP-Harz zuständig, mit dem der Liner unter Beaufschlagung mit Vakuum porenfrei getränkt wird.
Da die Harzrezeptur weitestgehend temperaturunabhängig ist, kann man die getränkten Liner geraume Zeit lagern, solange man sie dabei konsequent vor Licht- und insbesondere Sonneneinstrahlung schützt.
Aus diesem Grunde werden die Schläuche in einer lichtdichten, mit schwarzer Folie ausgekleideten Kiste an den Einsatzort transportiert und dort "so schattig wie möglich" verarbeitet, das heißt, per Seilwinde in die Kanalhaltung eingezogen. Aufgrund der mit sieben Millimetern relativ geringen Wandstärke des im Grefrather Hauptsammler eingebauten Berolina Liners konnte übrigens darauf verzichtet werden, die Konen der Revisionsschächte abzubauen und zu erneuern, wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen. Das sparte letztlich nicht nur Kosten, sondern auch viel Zeit und war für die Auftragsvergabe an Swietelsky-Faber mit ausschlaggebend.
Die gesamte Schlauchliner-Projektlänge des Hauptsammlers Niederrheinstraße von 850 Metern teilte sich in 23 Haltungen. Da es mit Schlauchlining-Verfahren möglich ist, zwei und mehr Haltungen in einem Arbeitsgang zu sanieren (zwischenliegende Schächte werden einfach "überfahren"), mußten tatsächlich aber nur 14 Einzüge vorgenommen werden. Anfangs waren sogar nur neun Einbauten geplant. Wegen der dabei notwendigen Nachtarbeiten wurden einzelne Bauabschnitte mit Rücksicht auf die Anwohner letztlich aber doch wieder in kürzere Strecken getrennt, die sich tagsüber komplett einziehen und aushärten ließen.
Der im Kanal liegende Glasfaserliner wurde im zweiten Arbeitsgang beiderseits verschlossen und mit Luftdruck so weit aufgestellt, dass man einen Konvoi aus UV-Lampen in den Schlauch einsetzen und in der Mittelachse des Rohrs zentrieren konnte. Danach erfolgte das endgültige pneumatische Aufstellen des Schlauches im defekten Kanal. Die Härtung des Schlauchs zum Liner mit der durch den Lampenzug emittierten, exakt bemessenen und kontrollierten UV-Strahlung  war schließlich eine Sache von fünf bis neun Stunden, je nach der Länge des einzelnen Bauabschnitts. Nach Aushärtung des Liners und Entnahme des Lampenzuges konnten die vom Liner überfahrenen Stutzen mit einem Robotersystem wieder aufgefräst werden. Überhaupt nahmen die Hausanschlusseinbindungen einen nicht unerheblichen Raum im Rahmen des auf rund sechs Wochen Gesamtbauzeit ausgelegten Projektes "Hauptsammler Grefrath" ein. Von 66 Anschlüssen längs der Trasse wurden sieben mit einem Fräsroboter "nur" geöffnet, während 59 durch Kunstharzverpressung mit dem KA-TE-Robotersystem an den  "neuen" Kanal angeschlossen wurden.
Nachdem in der dritten Juniwoche das UV-Licht im letzten Grefrather Liner ausgeschaltet worden war, konnte nicht nur Projektleiter Dirk Koch von der Stadtentwässerung Neuss ein weiteres umfangreiches  Schlauchlining-Projekt als Erfolg abbuchen. Für Swietelsky-Faber war es das bis dato größte Einzelvorhaben im norddwestdeutschen Raum. Das primär in Rheinland-Pflaz, in Süddeutschland und in Österreich aktive Unternehmen konnte Anfang 2005 mit Wolfram Kopp den ehemaligen Niederlassungsleiter eines großen ostwestfälischen Wettbewerbers verpflichten. Mit seinen umfassenden Erfahrungen und Marktkontakten will Kopp von seiner Niederlassung in Schieder-Schwalenberg aus künftig vor allem die Kanalnetze von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für Swietelsky-Faber erschließen.

Kontakt

Herrn Dipl.-Ing. Wolfram Kopp, Swietelsky-Faber GmbH

32816 Schieder-Schwalenberg

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