Glasfaserliner im "Dynamit-Kanal"

11.10.2005

Der Dynamit-Kanal in Leverkusen ist eine groß dimensionierte Steinzeugleitung des Dynamit-Nobel-Konzerns, die das Kühlwasser des Betriebsstandorts im Leverkusener Südosten quer durch die gesamte Großstadt bis in den Rhein ableitet. Im Sommer 2005 wurden 700 Meter der Leitung durch die Swietelsky-Faber GmbH mit lichthärtenden GFK-Linern des Berolina Liner Systems ausgekleidet. Da die Sanierungsstrecke mitten durch die Leverkusener Stadtkern führt und einige Hauptverkehrsstraßen kreuzt, mußte das Abwasser in einer Wasserhaltung von extremen Dimensionen großräumig umgeleitet werden.

Seit einigen Jahren ist der Dynamit-Nobel-Konzern an seinem über 100 Jahre alten Standort Leverkusen dabei, die Kanalisationsanlagen systematisch in Stand zu setzen. Dazu gehören aber ncht nur die Rohre und Schächte auf dem Betrtiebsgrundstück, sondern auch eine  Kühlwasser-Transportleitung, die getrennt von öffentlichen Leverkusener Kanalnetz sechs Kilometer weit und ohne jeden Berührungspunkt mit dem kommunalen Abwassersystem durch die Stadt läuft, um schließlich im Westen, unweit des Landesgartenschau-Areals, in den Rhein zu münden. Das Sanierungskonzept für die durch Risse und teils erhebliche Verwurzelung geschädigte Leitung, das Dynamit-Nobel-Bereichsleiter Dipl.-Ing. Edgar Clemens entwickelte, setzt maßgeblich auf eine grabenlose Sanierung durch Schlauchlining. Offene Erneuerungsmaßnahmen sucht das Betreiberunternehmen schon deshalb tunlichst zu vermeiden, weil der private Eingriff in öffentliche Verkehrs- und Grünflächen besonders in der Innenstadt mit erheblichen Neben- und Wiederherstellungskosten verbunden wäre.
Nach dem auch in der Vergangenheit bereits einige akut geschädigte Strecken per Schlauchliner saniert wurden, stand 2005 die Schließung von Sanierungslücken im unmittelbaren Stadtkern auf dem Programm. Rund 700 Meter Rohr der Dimension DN 600 sollten in einem sechswöchigen Zeitfenster saniert werden. Unter den fünf Bauabschnitten befand sich eine Einzelhaltung von immerhin 174 Metern Länge. Noch beachtlicher war jedoch der Aufwand, der für die Trockenlegung des Sanierungsbereichs getrieben werden mußte. Da einer punktuellen Wasserhaltung in den jeweiligen Bauabschnitten die Verkehrsverhältnisse in der Leverkusener City entgegenstanden, beschloss man, die gesamte Leitung ab dem Stadtteil Manfort bis kurz vor der Mündung in den Rhein komplett durch eine großräumige, rund 2,3 Kilometer lange Umleitung zu entsorgen. Eine Pumpeneinheit mit einer Leistung von bis zu 400 Kubikmetern stündlich drückte das Wasser in eine geschweißte PEHD-Druckleitung DN 400 , die bis zur Leverkusener BayArena im Bereich eines Fahrradwegs verlegt wurde und ab dem Fußballstadion der Aue des Flusses Dhünn folgte.
Aufwändige Rohrbrücken überquerten im Trassenverlauf Seitenstraßen, Fuß- und Fahrradwege und Bushaltestellen. Anderenorts baute man wiederum Brücken für Fußgänger, Fahrrad- und Rollstuhlfahrer über die  provisorische Leitung hinweg. Da die Leitung am Flußufer natürlich ein ökologisch sensibles Vorhaben war, mußte man die Genehmigung mehrerer Institutionen, darunter des Leverkusener Deichgrafen - angesiedelt bei der unteren Wasserbehörde - sowie des Wupperverbandes einholen. Die Extremwasserhaltung, deren Montage und Betrieb pro Werktag rund 5000 Euro kostete, funktionierte letztlich auch störungsfrei – mit Ausnahme eines Vorfalls, der auf das kriminelle Treiben nächtlicher "Diesel-Vampire" zurückzuführen war. Diese hatten die Baustellenumzäunung abenso aufgebrochen wie das Tankschloß des  Pumpenmotors und rund 500 Liter Treibstoff abgesaugt. Nachdem die Pumpe ausgefallen war, kam es zur Überflutung, die sich jedoch wegen der Trockenwetterlage glücklicherweise in beherrschbarem Rahmen hielt.
Einen anderen Eingriff in die Bauplanung hatte gewissermaßen Papst Benedikt XVI. "zu verantworten". Wolfram Kopp, Niederlassungsleiter West von Swietelsky-Faber, musste nämlich festellen, dass während des katholischen Weltjugendtages in Köln in ganz Deutschland vorübergehend keine Stahlplatten zur Herstellung provisorischer Fahrbahnen auf Rasenflächen mehr aufzutreiben waren. Die Platten wurden alle in Köln und Umgebung benötigt, um den Gläubigen bei der Papstvisite die nötige Standfestigkeit zu geben.
Solche Probleme konnten den Erfolg des Sanierungsprojektes "Dynamit-Kanal" zwar be-, aber nicht verhindern. Haltung für Haltung wurden die 7 – 9 Millimeter starken Glasfaserliner eingezogen, durch Luftdruck formschlüssig im Kanal aufgestellt und dann durch exakt dosierte UV-Licht-Bestrahlung mit Hilfe eines Lampenzuges zum einsatzfertigen GFK-Liner ausgehärtet. Mit dieser sehr schnellen Verfahrenstechnik ließen sich auch die längsten Bauabschnitte innerhalb eines Arbeitstages sanieren – zumindest was die eigentliche Linerauskleidung anging. Wesentlich zeitintensiver waren die Vorarbeiten des Schlauchlining: So waren über 350 Stunden Fräsrobotereinsatz, gefolgt von Hochdruckspülungen nötig, um die Rohre von teilweise ihren extremen Verwurzelungen zu befreien. Zum Sanierungsvolumen gehörten auch mehrere undichte Schächte. Diese wurden -rundum systemgerecht- abgedichtet und mit GFK-Laminat ausgekleidet. Das Ergebnis: Ein lückenloser, homogener Materialverbund von Rohren und Schächten auf der Basis hochwertiger und dauerhaft beständiger Werkstoffe.

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