Kanalsanierung mit lichthärtenden Glasfaserlinern in Essen-Schonnebeck

18.02.2005

Binnen weniger Tage wurden in der ECA-Siedlung in Essen-Schonnebeck 245 Meter Abwasserkanäle der Nennweiten DN 250 und DN 300 mit GFK-Linern der Brandenburger Liner GmbH & Co saniert. Angesichts einer extrem beengten Örtlichkeit und eines knappen Zeitrahmens kamen hier die Vorzüge der Lichthärtung einmal mehr zum Tragen.

Die ECA-Siedlung in Essen-Schonnebeck entstand ca. 1954 als Bergarbeitersiedlung, finanziert von den alliierten Siegermächten. In diesem Zeitraum wurden auch die Entwässerungsleitungen verlegt. Aufgrund der Lage der Siedlung im Einzugsgebiet der Zeche Zollverein sind durch Bergsenkungen Schäden wie Längs- und Querrisse, Versätze und geringe Scherbenbildung an den Leitungen verursacht worden. Eine Erneuerung der Leitungen in offener Bauweise kam von Anfang an nicht in Frage, da die gesamte Siedlung sehr eng bebaut ist. Des Weiteren ist die Wohnbebauung nicht entlang der Strassen, sondern als Reihenhaus-Bauweise 90° versetzt zu den Strassen ausgeführt.
Aus dieser Situation heraus ergibt sich, dass die eigentlichen "Straßen" zu den Hauseingängen der Anwohner nur ca. 1,0 m breit sind. Die zu sanierenden Kanäle befinden sich genau parallel zu den Reihenhäusern innerhalb der Zuwegungen zu den Hauseingängen und entwässern in die unterhalb gelegenen Sammler der Wohngebietsstrassen. Die Bebauung ist in einer Hanglage erfolgt, die dafür sorgt, dass die Zuwegungen zu den Häusern dieser beschriebenen Kanalsanierungsmaßnahme, die Strassen "Mohnblüte" und "II. Stiege", zusätzlich mit Abtreppungen versehen sind. Die Hanglage hat ebenfalls zur Folge, dass die zu sanierenden Kanäle nicht in gleichmäßigem Gefälle verlegt wurden, sondern in den Schächten mit Abstürzen/Versätzen ausgeführt wurden.
Aus der Örtlichkeit ergab sich, dass eine Erneuerung in offener Bauweise nicht möglich war. Der Zugang zu den Häusern hätte dabei nicht gewährleistet werden können. Die Länge der Hausentwässerungen bis zum öffentlichen Kanal ist extrem kurz und in der Regel nicht länger als 2,0 m. Bei einer Sanierung ist zu bedenken, dass das Rückstauvolumen der Hausanschlüsse gleich null ist und eine Wasserhaltung bei längerer Bauzeit unvermeidbar ist. Die Anwohner sollten nur minimal durch die Baumaßnahmen belästigt, die Bauzeit so gering wie möglich gehalten und ein möglichst kostengünstiges Sanierungsverfahren gefunden werden. Seitens der Stadtwerke Essen AG als Kanalnetzbetreiber wurden bereits mehrere Systeme zur grabenlosen Kanalsanierung in Essen-Schonnebeck getestet. Hierbei kamen bisher Berstlining-Verfahren, Noppenbahnlining und das Einziehen von vorverformten Kunststoff-Rohren zum Einsatz.
Auf Grund der geschilderten örtlichen Zwänge (steile, enge Straßen) sowie der Tatsache, dass die Hausanschlussleitungen sehr kurz sind (ca. 2,0 m), sind die vorstehend genannten Verfahren nicht zu dem erwarteten Sanierungsergebnis gelangt. Wegen der Hanglage, der engen Bebauung und der kurzen Hausentwässerungen konnten warmwasser- und dampfhärtende Schlauchliningverfahren schnell ausgeschlossen werden.
In Zusammenarbeit mit der Brandenburger Kanalsanierungs-GmbH wurde ein Sanierungskonzept als Pilotprojekt zur langfristigen Sanierung von 135 m Kanal der Nennweite DN 250 (4 Haltungen) und 110 m der Nennweite DN 300 (5 Haltungen) entworfen. Dieses beinhaltete das Reinigen der Haltungen, TV-Voruntersuchung, sämtliche Fräsarbeiten, die Schlauchlinersanierung sowie das Anbinden der Hausanschlüsse mittels Hutprofilen.
Die TV-Voruntersuchung und die Robotervorarbeiten erforderten einen viertägigen Geräteeinsatz. Die Sanierung mit Schlauchlinern konnte innerhalb von 5 Tagen abgewickelt werden und die zeitgleiche Anschlussöffnung mittels Roboter in 3 Tagen. Durch die Sanierung von Haltungen ohne seitliche Zuläufe am ersten und letzten Tag der Schlauchlinersanierung brauchte der Roboter zum Öffnen von Zuläufen nur drei Tage zur Verfügung stehen. Die darauffolgende Anbindung der Hausanschlüsse an die sanierten Kanäle mittels UV-lichthärtenden Hutprofilen nahm nochmals 4 Tage in Anspruch. Durch die sich teilweise zeitlich überschneidenden Arbeiten betrug die gesamte Bauzeit letztlich nur 9 Tage.
Durch die Vorteile der UV-Lichthärtung wie kurze Aushärtezeiten, geringem Platzbedarf und Flexibilität in der Anwendung auf der Baustelle konnten die schwierigen Randparameter bei der Sanierung der Haltungen in den Strassen "Mohnblüte" und "II. Stiege" problemlos gemeistert werden. Sämtliche Häuser waren während der Bauarbeiten jederzeit zugänglich und durch die kurzen Aushärtezeiten bei der Schlauchlinersanierung mit UV-Licht und dem sofortigen Öffnen nach dem Aushärtevorgang gab es auch keine Probleme mit dem Rückstau der Hausanschlüsse, so dass keine Wasserhaltung erforderlich war.
Mit der Ausführung des Pilotprojektes konnte mit dem Brandenburger Schlauchlining Verfahren eine langfristige, auf mindestens 50 Jahre Haltbarkeit angelegte Wert- und Funktionserhaltung der Kanalisation realisiert werden. Zu guter Letzt sind natürlich auch die entstandenen Kosten der Sanierung in geschlossener Bauweise nicht zu vergessen, die, im Vergleich mit offener Bauweise, weitaus geringer ausgefallen sind und damit den Bürger auch in puncto Abwassergebühren entlasten.

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