Rohrrelining mit Horizontalbohrtechnik
12.04.2005
Verfahrensübersicht zum HDD-InnenrohrreliningMit HDD-Anlagen lassen sich in vorhandenen Leitungen, unter einer gewissen Querschnittsreduktion, neue Leitungen in alte bestehende Leitungen einziehen, um auf diese Weise neue Leitungen im Schutz der vorhandenen Leitungssubstanz, zu verlegen.
Erste Einsätze des HDD-Rohrrelinings wurden 1990 in der Kienestrasse in Stuttgart-Mitte und am Eselweg in Stuttgart-Frauenkopf durchgeführt, nachdem ein schaumfreies und ringschlüssiges Verdämmmaterial ausfindig gemacht und weiterentwickelt worden war. Bald darauf folgten weitere Gas- und Wasserleitungserneuerungen im Mittleren Neckarraum, im Rhein-Main-Gebiet, im Ruhrgebiet und z.B. in Südbayern. Rasche Verbreitung fand das Verfahren auch in den neuen Bundesländern und in Tschechien. Seit dieser Zeit wird mit etlichen HDD-Bohrgeräten nur HDD-Rohrelining betrieben. Das Verfahren ist mittlerweile in Osteuropa stärker verbreitet als in Mitteleuropa.
Sehr bevorzugt werden PE-Rohre, vor allem für Erdgas und Wasser in alten Stahlrohren und in Gussrohren eingezogen, gleiches gilt im Abwassersektor für enge und alte Ton-, Keramik- und Betonrohre. Eine besondere Anwendung auf sehr langen Strecken erfolgte bei der Umwidmung von ehemaligen Nato-Pipelines in Erdgas-Pipelines mit beigeordneten Leerrohren zum Einzug von Glasfaser-Telekommunikationsleitungen (LWL). Voraussetzung für das HDD-Rohrrelining ist eine Restsstabilität der Altleitungen, die ein versturzfreies Durchfahren mit dem HDD-Bohrkopf und -Bohrgestänge ermöglicht und auch den Reinigungsgang mit eng anliegenden Räumköpfen dank vorhandener Reststatik geschehen lässt.
Einer der großen Vorteile des HDD-Reliningverfahrens liegt in der kompletten Reinigungsmöglichkeit der Altrohre. Wie die Rohrquerschnitte in der unteren Hälfte der Abbildung 2 zeigen, können mit den Hochdruckdüsen im HDD-Bohrkopf zunächst einmal Altablagerungen an den Wandungen und der Sohle des Altrohres gelöst und herausgespült werden (Sammlung und Abförderung beim nächsten Schacht). Mit HDD-Anlagen sind Spülungsbrücke von normalerweise bis zu 100 bar am Bohrkopf erzeugbar. Bei HDD-Anlagen mit Intensifier-Pumpen sind Drücke bis 380 bar realisierbar. Inkrustationen und Schmutzablagerungen im Altrohr werden nicht nur durch den HDD-Bohrkopf,sondern in einem zweiten und gegebenenfalls dritten Arbeitsgang mit HDD-Aufweitköpfen, welche auch Hochdruckdüsen aufweisen, durchgeführt. Metallische Rohrleitungen können mit diesen Drücken so gründlich freigestrahlt werden, dass sie innen metallisch blank sind. Alte Stahlleitungen, welche an ihren Verschweißungsnähten oft nach innen gerichtete Stahlspratzen aufweisen, bekommen diese durch besondere HDD-Aufweitköpfe (Reamer) regelrecht abgefräst. Die Gefahr der Verletzung der eng einzuziehenden Neurohre aus Kunststoff wird damit vollkommen genommen.
Mit dem HDD-Innenrelining können sehr lange Streckenabschnitte (300 m und mehr) in einem Arbeitsgang mit Neurohren versehen werden. Wie die beistehenden Abbildungen 1 und 2 zeigen, sind hierzu lediglich Anfahrstrecken zu den jeweiligen Anfangs- und Endschachtpunkten erforderlich, welche je nach Tiefe der bestehenden Altleitung ca. 2 bis 7 m betragen können. Das Neurohr , idealerweise ein PE-HD-Rohr wird mit einer Innenziehvorrichtung am Bohrgestänge angekoppelt und im Rückwärtsgang durch die Altleitung gezogen. Dabei kann die Altleitung einen geraden oder kurvigen Verlauf, allerdings mit einem sehr weiten Radius einnehmen. Sollten enge Kurvenabschnitte vorliegen, so ist hier ein Zwischenschacht für den Rohreinzug ratsam. Da das Neurohr im Schutz der Altleitung liegt, welche noch eine Reststabilität aufweist, braucht die Wandstärke nicht in größtmöglicher Dimension ausgeführt sein.
Entscheidend ist die vollkommene blasen- und resthohlraumfreie Verdämmung des in der Regel recht schmalen Zwischenraumes zwischen innenliegendem Neurohr und außenliegendem Altrohr. Konventionelle Dämmerprodukte für die Verfüllung dieses Zwischenraumes haben sich als ungeeignet erwiesen, da Resthohlräume besonders am oberen Rohrscheitel verbleiben können. Dies ist bei Druckrohren sowohl aus Sicherheitsgründen als auch aus Belastungsgründen nicht tolerierbar. Bei einem engen Zwischenraum, der nur 1 bis 2 mm betragen kann, ist zudem eine Druckbeaufschlagung für das Dämmerprodukt erforderlich, so dass die Verfüllmasse die schmale Wegsamkeit überall erreicht und einnimmt. Versuche haben erwiesen, dass nur ganz wenige Dämmerprodukte für eine solche Verfüllung geeignet sind. Am Besten hat sich das Produkt "Doroflow" der Firma Georoc, Dotternhausen, bewährt, welches feinste Zwischenräume allseitig und komplett erfüllen kann. Dieses Produkt besteht aus gemahlenem Ölschiefer, ist zudem korrosionsunterbindend am Altrohrbereich und außerdem durch sein zähplastisches Verhalten vibrationsdämpfend auf das Neurohr, so dass Straßenbelastungen mit ihren feinen Vibrationen beim Neurohr so gut wie nicht ankommen. Mittlerweile gibt es von der Firma Anneliese-Zement in Enningerloh ebenfalls Dämmstoffe, die den hervorragenden Eigenschaften von "Doroflow" nahe kommen bzw. gleichwertig sind.
Das HDD-Innenrohrrelining ist ein extrem schnelles Bauverfahren, welches die Altrohrreinigung, den Neurohreinzug und die Verdämmung des Zwischenraumes in wenigen kombinierten Arbeitsschritten vereint. Durch die großen Abschnittslängen ist das Verfahren äußerst wirtschaftlich, durch die Einbettung des Neurohres in einem schützenden Mantel aus antikorrosiven und schwingungsdämpfenden Dämmstoff und dem Schutz des umhüllenden Altrohres wird das Neurohr rohrstatisch optimal verlegt und kann einer sehr hohen Lebensdauer entgegensehen.
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