Sanierung eines Reinwasserbehälters mittels PE-HD-Auskleidung
18.11.2005
Nach einer turnusmäßigen Reinigung des Trinkwasserbehälters "Hansastraße" der swb Netze Bremerhaven GmbH & Co. KG verzögerte sich die Inbetriebnahme wegen einer nicht ausreichenden Keimfreiheit des wiederbefüllten Behälters. Als Ursache konnte ein Wassereintritt von außen nicht ausgeschlossen werden. Im Jahre 2001 wurde der Trinkwasserbehälter daraufhin zunächst vollständig außer Betrieb genommen. Für die Sanierung fiel die Wahl auf die Auskleidung mit PE-HD-Platten.
über eine Speicherkapazität von 15.000 m3 Trinkwasser, wobei vier der Behälter jeweils unmittelbar vor dem Wasserwerksausgang angeordnet sind. Der fünfte Reinwasserbehälter "Hansastraße" dient mit 2.000 m3 als Netzbehälter.
Der Reinwasserbehälter "Hansastraße", erbaut 1925, befindet sich auf dem Betriebsgelände der swb Netze Bremerhaven GmbH und diente von 1974 bis 1986 vorübergehend zusätzlich als Löschwasservorhaltung für einen Kugelgasspeicher. Seit der Gasspeicher 1986 außer Betrieb genommen wurde, wird der Wasserspeicher wieder als Durchlaufbehälter ausschließlich für die Trinkwasserversorgung betrieben. Er dient als Reserve, insbesondere für die Hafenwasserversorgung, bei Ausfall eines Wasserwerkes bzw. bei Rohrnetzstörungen. Der Behälter ist an eine DN 400-Hauptleitung (GGG) angeschlossen und verfügt über eine DN 150-Zuleitung (PE-HD) und eine DN 250-Ableitung (St). Er ist konstruktiv in zwei Kammern unterteilt, die jedoch nicht trennbar, also ständig hydraulisch miteinander verbunden sind (Abbildung 1 und 2).
Auf Grund von turnusmäßigen Reinigungsarbeiten und wiederholten positiven mikrobiologischen Befunden wurde der Behälter im Jahre 2001 außer Betrieb genommen. Im Rahmen einer Begehung wurde festgestellt, dass die ursprüngliche Beschichtung aus Inertol stark beschädigt war. Inertol ist ein 1-Komponenten-, phenolfreies, schwarzes Anstrichmittel auf Bitumenbasis und wurde vielfach zum Schutz von Stahl und Beton an wasserberührten Flächen eingesetzt. In einer ersten Sanierungsmaßnahme wurden alle losen und nichthaftenden Beschichtungen mittels Hochdruck (400 bar) entfernt und Risse verpresst. Anschließend wurde der Behälter vier Wochen lang mit Warmluft getrocknet und danach mit einem dreilagigen SIKA Inertol 49 W-Anstrich beschichtet. Zwischen den einzelnen Beschichtungen wurden Trockenzeiten von ca. sieben Tagen eingehalten. Während dieser Zeiten wurde für einen konstanten Luftaustausch im Behältergesorgt.
Nach mehreren Vergleichen zwischen verschiedenen Auskleidungsmethoden fiel im Jahre 2002 die Wahl auf eine Behälterauskleidung mittels Polyethylen-Platten. Ausschlaggebend war, dass PE-HD-Platten eine höhere Festigkeit haben als beispielsweise Polymer-Bahnen und außerdem selbsttragend sind. Weiterhin waren umfangreiche Sanierungsarbeiten an den Behälteroberflächen nicht erforderlich, da hinter der Auskleidung anfallendes Wasser dauerhaft über einen neu zu errichtenden Drainageschacht abgeführt werden konnte.Durch die Auskleidung mit Platten konnte ein homogenes, gasdicht verschweißtes und auf Dichtheit prüfbares Bauwerk aus Polyethylen in den bestehenden Behälter eingebaut werden. Das Füllmedium Trinkwasser kommt dadurch ausschließlich mit dem Werkstoff Polyethylen in direkten Kontakt. Der Auftrag für die Behälterauskleidung wurde Anfang 2003 erteilt.
Das Schweißen von PE ist eine gängige Verbindungstechnik. Angewendet werden in rster Linie die Schweißverfahren Heizelementemuffen-, Heizelementestumpf- und Warmgas-Extrusionsschweißen. Beim Extrusionsschweißen, dem üblichen Verfahren in der Folienherstellung und Plattenverarbeitung, wird ein PE-Granulat (aus Draht o. Ä.) erhitzt. Die zu verbindenden Werkstoffe werden mit Warmgas erwärmt und zusammen mit dem Granulat homogen verschmolzen. Die Formung der Schweißnaht wird je nach Bedarf mit so genannten Schweißschuhen erzeugt (Abbildung 6).
Im Zuge der Auskleidung wurde der Behältereinstieg saniert und in einem ehemaligen Pumpensumpf ein Drainageschacht eingebaut (Abbildung 8). In diesen wurde eine einfache Tauchpumpe gesetzt, um anstehendes Drainagewasser, das gegebenenfalls zwischen der Auskleidung und der Behälterwandung anfällt, über das Maschinenhaus in einer getrennten Leitung abzuführen. Zur Quantifizierung der anfallenden Drainagemenge wurde die Tauchpumpe mit einer Laufzeiterfassung ausgerüstet. Seit Inbetriebnahme des Reinwasserbehälters im August 2003 betrug die Laufzeit der Tauchpumpe innerhalb von 1,5 Jahren rund vier Stunden, was bei einem Fördervolumenstrom von 4 m3 pro Stunde einem mittleren Drainwasseranfall von rund 30 L/d entspricht.
Die vom Auftragnehmer vorgeschlagene Unterdruckprüfung zum Nachweis der Dichtigkeit aller Verbindungen mittels Vakuumglocke wurde abgelehnt, da kein Schaummittel mit Trinkwasserzulassung verfügbar war. Die Dichtigkeitsprüfung aller Schweißnähte wurde mit der Funkendurchschlagmethode durchgeführt, was bei entsprechender Feuchtigkeit hinter der Auskleidung gut möglich ist. Dabei wurde eine undichte Schweißnaht (< 1 mm) detektiert, die in einem Bereich lag, in dem die Vakuummethode ohnehin nicht anwendbar gewesen wäre (Ecke). Eine Hinterfüllung mittels eines Tracers zur Dichtigkeitsprüfung wurde ebenfalls nicht durchgeführt, da die Hinterfüllungsmenge rund 20 m3 betragen hätte. Bei dieser Menge wäre die Neutralisation, etwa bei der Verwendung von Kaliumpermanganat als Tracer, zu aufwändig. Des Weiteren besteht bei einer Hinterfüllung mit einer ausreichenden Höhendifferenz gegenüber der Innenfüllung die Gefahr des Auftriebs und der Zerstörung der Sohlbefestigung der PE-HD-Platten.
Die Gesamtkosten für die Auskleidung inklusive Material, Baustelleneinrichtung, Drainagevorrichtung und Funkendurchschlagsprüfung, jedoch ohne Rohrverlegungen, Schachtdeckel, Einstiegsleiter und Reinigung mit Desinfektion, lagen bei rund 126.000 Euro netto. Bei einer Auskleidungsfläche der Sohle (rd. 400 m2), der vier Stützen (rd. 100 m2) und der Wände (rd. 600 m2) von insgesamt rund 1.100 m2 (die Decke wurde - wie bereits erwähnt - nicht ausgekleidet) ergibt sich damit ein spezifischer Preis von 115 €/m2 bzw. raumbezogene Kosten von 63 €/m2 bei einem Behältervolumen von 2.000 m3. Die gesamten Sanierungsarbeiten inklusive Leitungsumlegung, neuer Deckel, Drainageschacht, Auskleidung sowie Reinigung/Desinfektion und Inbetriebnahme erstreckten sich über einen Zeitraum von drei Monaten.
Die Auskleidung des sanierungsbedürftigen Reinwasserbehälters "Hansastraße" mittels PE-HD-Platten erwies sich für die swb Netze Bremerhaven GmbH als geeignete Methode und sichert seit rund zwei Jahren Betriebszeit die Qualität des gespeicherten Trinkwassers (Abbildung 9). Die Verarbeitung erfolgte zügig und unproblematisch. Die Inbetriebnahme des Behälters im Anschluss an die Reinigung, Desinfektion und bakteriologische Überprüfung nach 48 Stunden Standzeit konnte unmittelbar nach Abschluss der Auskleidungsarbeiten erfolgen. Eine Belagsbildung auf den Platten konnte nach einer Sichtprüfung bisher nicht festgestellt werden. Eine mikrobiologische Beeinträchtigung des Trinkwassers ist seit Inbetriebnahme des Reinwasserbehälters nicht festzustellen.
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