Stadtwerke Bretten setzen auf Gewebeschlauchrelining - Sanflex schont die Kassen

24.08.2005

Niedrige Baukosten aufgrund nur geringer Tiefbauarbeiten und einer kurzen Bauzeit sowie ein Bauablauf ohne große Beeinträchtigung von Anwohnern und Straßenverkehr: Diese Rahmenbedingungen gaben den Ausschlag bei der Entscheidung der Stadtwerke Bretten, bei den seit 1998 sukzessive durchgeführten Sanierungsmaßnahmen an den örtlichen Gasleitungen verstärkt auf das Gewebeschlauchrelining zu setzen. Zum Einsatz kommt das so genannte Sanflex-Verfahren der DIRINGER & SCHEIDEL Rohrsanierung GmbH & Co. KG, bei dem ein Gewebeschlauch mit Polyurethan-Beschichtung im Reversionsverfahren mit Druckluft in die zu sanierende Rohrleitung eingebracht und mit einem lösungsmittelfreien Zweikomponenten-Klebstoff mit der Innenwand der alten Leitung verklebt wird.

1975 wurden in der baden-württembergischen Stadt Bretten die letzten Graugussleitungen für die Gasversorgung eingebaut. Auf Empfehlung des DVGW/Bund-Länder-Ausschusses "Gaswirtschaft" werden diese seit 1998 saniert. Das Sanierungsprogramm umfasst neben der reinen Sanierung, Erneuerung oder Stilllegung von Graugussleitungen auch den Austausch der Gashausanschlüssen, die in die betroffenen Leitungen eingebunden sind. "In der Regel kommt für diese Arbeiten mit dem Gewebeschlauchrelining ein grabenloses Verfahren zum Einsatz", erläutert Dipl.-Ing. Ulrich Maier, Technischer Leiter Stadtwerke Bretten. Nur wenn in der gleichen Trasse auch die Wasserleitungen oder viele Wasserhausanschlüsse ausgetauscht werden müssen, erfolgt die Sanierung in offener Bauweise. "Ziel ist es, mit neuen Techniken möglichst umweltschonend ohne Aufgrabungen und kostengünstig die Sanierung unserer Leitungsnetze zu betreiben", so Maier weiter. "Deshalb kommen in Bretten die verschiedenen modernen Technologien zum Einsatz." Nach Aussage der Verantwortlichen steht das Gewebeschlauchrelining bei den Sanierungsverfahren für die Druckrohrleitungen an vorderster Stelle. Es wurden bereits etliche km des städtischen Netzes mit dieser Technik saniert. Mit Erfolg, wie alle Beteiligten betonen.
"Aus dem Einsatz des Gewebeschlauchrelining-Verfahrens ergeben sich für den Versorger erhebliche Vorteile", betont auch Dipl.-Ing. Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke Bretten. "Hierzu zählen zum Beispiel wirtschaftliche Aspekte in Form von geringen Kosten, die im Gegensatz zu einer Neuverlegung für eine Sanierungsmaßnahme aufzubringen sind. Zudem können die notwendigen Arbeiten in kurzer Bauzeit ausgeführt werden." Die Unterbrechung der Versorgung ist in der Regel innerhalb von 36 Stunden erledigt. Auch die Beeinträchtigungen für die Anwohner sowie den Fußgänger- und Straßenverkehr halten sich in akzeptablen Grenzen. Nicht zuletzt verfügt der sanierte Leitungsabschnitt wieder über eine deutlich erhöhte Lebensdauer.
Mit Höchstdruck gereinigt

Bei dem Verfahren, das sich zur Sanierung von Gas-, Wasser- und Abwasserdruckleitungen eignet, wird ein Gewebeschlauch im so genannten Umstülpverfahren mit Druckluft in die zu sanierende Rohrleitung eingebracht und mit dem Altrohr verklebt. Nach dem Erstellen von Start- und Zielgrube und der Außerbetriebnahme der Sanierungsstrecke muss die alte Leitung gründlich gereinigt werden. "Entsprechend dem DVGW-Arbeitsblatt G478 soll die gereinigte Oberfläche metallisch blank, rückstands- und fettfrei sein, so dass der geforderte Schälwiderstand nach DIN 30658-1 sicher erfüllt wird", erläutert Dipl-Ing. Christian Albert, NL-Leiter Heidelberg, DIRINGER & SCHEIDEL GmbH & Co. KG. Die Reinigung der Gasleitungen erfolgt mit einer Wasserhöchstdruck-Reinigung. Die Drücke bei der Säuberung liegen zwischen 1 000 und 1 500 bar. Bei härteren und widerstandsfähigeren Verschmutzungen können Drücke bis 2 000 bar gefahren werden. Nach Abschluss der Reinigungsarbeiten wird der Zustand der Rohrinnenwand mit der TV-Kamera überprüft und die Lage der vorhandenen Hausanschlüsse eingemessen.
Umgestülpt und verklebt

Danach bereiten die Arbeiter den Gewebeschlauch auf seinen Einsatz vor. "Zuerst wird der Gewebeschlauch auf dem Kleberauftragtisch mit einem Zwei-Komponenten-Kleber befüllt und durch einen definierten Walzenspalt in die Inversionstrommel geführt", beschreibt D&S-Vorarbeiter Peter Gebhardt den weiteren Ablauf. Die Walzen sorgen hierbei für eine gleichmäßige Verteilung des Klebstoffes im Schlauch. Bei normalen Temperaturen beträgt die Verarbeitungszeit rund 65 bis 70 Minuten. An der Austrittsstelle der Inversionstrommel wird der Schlauch eingekrempelt und am so genannten Umstülpstutzen befestigt.
Anschließend wird mit Druckluft der Sanierungsvorgang eingeleitet und der Gewebeschlauch mit der nun außenliegenden mit Kleber bestrichenen Seite in die Startgrube und in die zu sanierende Rohrleitung geführt. Eine Vorrichtung am Ende der Rohrleitung sorgt dafür, dass der Gewebeschlauch nicht unkontrolliert in die Zielgrube schießt. Nach Beendigung des Inversionsvorganges muss der Schlauch in seiner neuen Umgebung aushärten. Die Aushärtungszeit liegt im Nennweitenbereich bis DN 250 etwa 12 bis 18 Stunden Aufgrund des kaltaushärtenden Klebstoffsystems ist der Einsatz von Energie bzw. Dampf hierfür nicht nötig. "Erst ab Nennweiten ≥ DN 250 ist die thermische Aushärtung mit Heißdampf üblich", so Gebhardt. "Bei solchen Baumaßnahmen wird dann auch die Verarbeitungszeit des Klebers auf rund vier bis fünf Stunden verlängert." Nach dem Aushärten werden die Schlauchenden an Ein- und Austrittsstelle bündig abgeschnitten und die in der Strecke liegenden Hausanschlüsse mit dem Roboter geöffnet.

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