Zementmörtelbeschichtung saniert den größten Mischwassersammler von Frankfurt/Oder

20.10.2004

Renovierung

Ein Hundertjähriger wird aufgefrischt Die Oberflächen vom Zahn der Zeit angefressen, aber im Ganzen noch erstaunlich standsicher - für einen, der demnächst 100 Jahre alt wird, eine positive Bilanz. Erst recht, wenn es sich bei dem Hundertjährigen um einen begehbaren Mischwasser-Sammelkanal handelt, durch den seit 1905 sämtliches Abwasser der Stadt Frankfurt/Oder fließt. Seine Sanierung durch Zementmörtel-Beschichtung stand im Sommer 2004 auf dem Programm der Kanalsanierung Kiel GmbH, Blomberg.

Der Mischwassersammler Klingestraße/Hafenstraße, im Jahre 1905 in Ortbetonbauweise als überhöhtes Kreisprofil 1700/1200 mm mit einer Gerinneauskleidung aus Steinzeugplatten gebaut, leitet das gesammelte Abwasser von Frankfurt/Oder der unmittelbar nachfolgenden Kläranlage zu. Ein Jahrhundert Dauerbetrieb hat die Betonoberflächen jedoch korrodieren lassen; so entschlossen sich die Frankfurter Wasser- und Abwasserbetriebe (FWA) zur Grundsanierung, um die Baubsubstanz als solche weitestmöglich zu erhalten. Dies galt allerdings nicht für den ganzen Sammler. Ein Teil des Großprofils war vordem in einer recht eigenwilligen, hydraulisch inzwischen sehr problematischen Trassierung mit drei aufeinander folgenden 90°-Bögen gebaut worden. Für dieses Streckenstück sah die Planung den Abbruch und einen Neubau in günstigerer Trassenführung auf der Basis von GFK-Rohren DN 1600 vor. Für die verbleibenden 250 Meter des streckenweise unmittelbar parallel zur Oder verlaufenden Kanals war aber Substanzerhaltung die Devise, zu realisieren durch eine gründliche Oberflächenbehandlung verbunden mit einer Spezialzementmörtel-Beschichtung.
Mit dieser Aufgabe war ab dem 7.6.2004 die Berliner Niederlassung der Rainer Kiel Kanalsanierung GmbH betraut. Voraussetzung für eine Sanierungsdurchführung war angesichts eines sehr hohen Auslastungsgrades des Sammlers die Errichtung einer entsprechend leistungsstarken Wasserhaltung über den gesamten etwa 350 Meter langen Baustellenbereich. Statt für den Einsatz von Pumpen entschied man sich für die Installation eines Hamburger Hebers, ausgeführt in einer geschweißten Stahlrohrleitung von 700 Millimeter Nennweite und ausgelegt auf eine maximale Abwasserfracht von 2500 Kubikmetern pro Stunde ? eine Lösung, die erhebliche Mengen von Energie und somit auch Kosten spart.
Im Schutz dieses oberirdischen Bypass begannen die Fachleute der Kanalsanierung Kiel in der zweiten Juniwoche mit der Sanierung. Im ersten Arbeitsgang reinigten sie das Bauwerk im Sandstrahlverfahren bis auf den festen Betonkern. Die dabei entstehenden Fehlstellen wurden mit Zementmörtel vorprofiliert, bevor schließlich der gesamten Kanal oberhalb des Steinzeuggerinnes eine bis zu 30 Millimeter starke Beschichtung mit Spezialzementmörtel bekam. Diese trug man im Nassspritzverfahren auf und glättete sie anschließend manuell. In einem Abschnitt des Sammlers wurde vorweg eine nicht mehr benötigte Gußrohrleitung entfernt und die dazugehörige, im Kämpferbereich liegende Berme entsprechend angearbeitet. Die Steinzeugfliesen im Sohlbereich wurden teilweise ersetzt und neu verfugt; Risse verpresste man kraftschlüssig.

Zur Halbzeit des Bauvorhabens Anfang Juli lag das Kiel-Team gut im Rennen: Man hatte bis dahin bereits der Hälfte des Mischwassersammlers Klingestraße ein ?dickes Fell? verpasst, das ihn für viele weitere Jahrzehnte einsatzbereit halten wird.
Neu: GSTT-Info zur Zementmörtelsanierung

Den aktuellen Stand der Technik in Sachen Bauwerksanierung durch Zementmörtelauskleidung faßt eine im Januar 2004 erschienene Informationschrift der Deutschen Gesellschaft für Grabenloses Bauen und Instandhalten von Leitungen e.V. (GSTT) zusammen. Die GSTT-Information Nr. 18 ?Anforderungen an Mörtel für Abwasserkanäle und Bauwerke der Ortsentwässerung? setzt sich nicht nur mit den komplexen Eigenschaften der verwendeten Werkstoffe auseinander, sondern stellt auch die vorbereitenden Maßnahmen und den Sanierungsvorgang selbst ausführlich dar.

www.gstt.de

 

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