Globale Wasserverknappung: Als Unternehmensrisiko oft unterschätzt

09.03.2011

Planung, Bemessung und Konstruktion » Leitungsnetze » Wasserversorgung

3. SusCon – International Conference on Sustainable Business and Consumption, 28. - 29. Juni 2011 in Nürnberg

Bei anhaltendem Wirtschaftswachstum und ohne konsequente Einsparungsmaßnahmen wird der Wasserbedarf bis 2030 die derzeitige Kapazität um 40 Prozent übertreffen. Dies stellt nicht nur unsere Gesellschaft vor eine große Herausforderung, sondern birgt auch für Unternehmen existentielle Risiken. Unternehmen dürfen den Rückgang schwindender Ressourcen nicht länger missachten. Im Rahmen der SusCon 2011 werden die Risiken des Zukunftsthemas Wassermangel herausgestellt. Die führende Nachhaltigkeits-Konferenz zielt darauf ab, Unternehmen für die Problematik zu sensibilisieren und gezielt nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
 
In Australien ist kein Ende der Überschwemmungen in Sicht. Das Wetterphänomen La Niña hat nicht nur massive klimatische Auswirkungen auf den australischen Kontinent, sondern trifft auch Teile der Weltwirtschaft schwer. Über die Hälfte der Kohle-Bergwerke in Queensland sind mittlerweile lahmgelegt, was unabsehbare Folgen für die internationalen Märkte und Stahlproduktion hat. Neben steigenden Stahlpreisen befürchten auch Energiekonzerne einen hohen Preisanstieg bei der für Stromgewinnung wichtigen Kesselkohle. Doch auch andere Rohstoffe, wie Weizen und Zucker, sind von den Überschwemmungen betroffen. Ein konträres Bild zeichnet sich durch die wachsende Konflikteskalation um die Ressource Wasser in ariden und semi-ariden Regionen Asiens und Afrikas ab. Dort wird sich die Wassersituation in den kommenden Jahren ernsthaft verschärfen. Auch Europa ist betroffen. Teile Süd- und Osteuropas trocknen aus, der Grundwasserspiegel sinkt, die Wasservorräte schwinden.

Vielfältige Risiken für Unternehmen
Die damit einhergehenden steigenden Risiken für Unternehmen liegen auf der Hand. Direkt oder indirekt von der kontinuierlichen Wasserversorgung abhängige Unternehmen stehen vor neuen Herausforderungen. So reagiert man auf steigende Wasserkosten am Standort meist mit Investitionen im Bereich der Wassereinsparung. Neben steigenden Kosten müssen jedoch auch physische Risiken, wie z. B. schlechtere Produktqualität oder geringere Verfügbarkeit an Rohmaterialien entlang der Lieferkette, in eine Risikobewertung eingebunden werden. Auch spielen Reputationsrisiken eine immer größere Rolle. Vor allem dann, wenn Produkte aus Regionen mit unzureichender Wasserversorgung importiert werden. Ebenso gehören Wettbewerbsverzerrungen zum Risikoportfolio. Ein Fruchtsafthersteller wird in Gebieten mit nachweisbarem Wassermangel, selbst bei gleicher wassereffizienter Technologie, immer einen Nachteil gegenüber Wettbewerbern aus wasserreichen Regionen haben.
 
Für den SusCon-Veranstalter Udo Censkowsky, Geschäftsführer des internationalen Beratungsbüros Organic Services, gibt es in der Risikobewertung noch einen großen Nachholbedarf: „Zukünftig wird es im Extremfall für einige Unternehmen schlicht darum gehen, ob sie ihre Produktion überhaupt weiterführen können oder wegen Wassermangels schließen müssen.“
 
Mit dem Waterfootprint-Konzept wird derzeit der virtuelle Wasserrucksack je Produkt entlang der Lieferkette erfasst, ein Konzept, das auf ganze Nationen angewendet werden kann. So besteht z.B. Großbritanniens nationaler Wasserrucksack zu 62 Prozent aus virtuellem Wasser, das in Form von Textilien, Papier oder bspw. Fleisch aus dem Ausland importiert wird. Im Vergleich dazu liegt die virtuelle Wasserbilanz in Deutschland bei ca. 50 Prozent. Land- und Forstwirtschaft und damit verbundene Wirtschaftszweige stehen beim virtuellen Wasserverbrauch an vorderster Stelle. Weltweit werden 70 Prozent der Wasserentnahmen für die Bewässerung von Agrarprodukten aufgewendet, welche später einmal in Form von Lebensmitteln, Bekleidung und anderen Verbrauchsgütern den Weg in die Regale des Einzelhandels finden. Allzu oft werden jedoch weitere betroffene Wirtschaftsbereiche übersehen. Gerade der Energiesektor weist einen immensen Wasserverbrauch auf. Zunehmende Anteile der Energieversorgung sind von Wasserkraft abhängig. Kraftwerke wiederum (vom Atom- bis hin zum Solarthermie-Kraftwerk) benötigen große Mengen an Wasser für ihre Kühlungsanlagen. Insbesondere sind auch die Photovoltaik-Industrie und der Bergbau auf die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem Wasser angewiesen, letzterer bspw. zur Herauslösung von Metallen und anderen Rohstoffen aus dem Gestein.
 
Wirtschaft sucht Wasserlösungen auf internationaler Konferenz
Im Rahmen der SusCon 2011 werden die Risiken für Unternehmen beim Zukunftsthema Wassermangel weiter herausgestellt. Die Konferenz zielt darauf ab Unternehmen für die Problematik zu sensibilisieren und gezielt nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
 
Die Problemstellung der schwindenden Ressource Wasser wird auf der Konferenz sowohl von Unternehmensebene als auch von staatlicher Ebene aus erörtert. Neben der Einsparung von Wasser und damit verbundenen Technologie-Innovationen werden auch Finanzierungspläne sowie die Koordination der Handlungsfelder Klima-, Boden- und Biodiversitätsschutz diskutiert. Lösungsansätze werden den Konferenzteilnehmern u. a. von der australischen National Water Initiative (NWI) vorgestellt. Das „water trading programme“ für Wassernutzungsrechte konnte bislang nicht nur einen erheblichen Rückgang in Bezug auf Wasserverbrauch nachweisen, sondern auch die Reduktion entsprechender Kosten.
 
Dass in Europa z. B. 40 Prozent des teuer aufbereiteten Trinkwassers durch Lecks im Rohrleistungssystem verloren gehen, ist nur eine Kennziffer, die Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. Diese und weitere Themenschwerpunkte sind Teil der diesjährigen Nachhaltigkeitsveranstaltung in Nürnberg, welche ein breites Publikum an Wirtschaftsakteuren, NGOs und Politikern anspricht.

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