Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961: Erfahrungsaustausch baut Vorurteile ab
29.10.2004
- Erfolgreiche Veranstaltungsreihe wird 2005 fortgesetzt -Vor Auftragsvergabe prüfen öffentliche Auftraggeber die Qualifikation der Bieter. Teilweise führen Auftraggeber diese Prüfungen selbst durch, teilweise übertragen sie diese an Ing.-Büros. Zunehmend nutzen sie aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung und Wettbewerbsneutralität das Instrument der Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961. Die Gütesicherung Kanalbau wurde als Qualifikationsnachweis bereits 1988 auf Antrag der in der ATV-DVWK organisierten Auftraggeber und Ing.-Büros beim Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL) eingerichtet. Heute nutzen bereits 3995 Auftraggeber und Ing.-Büros diese wettbewerbsneutralen und vom Kartellamt anerkannten Qualifikationsanforderungen, um faire Rahmenbedingungen bei der Wertung der Angebote zu gewährleisten.
Zur Praxis der Vergabe und Bauausführung mit Forderung nach RAL-Gütesicherung tauschen Auftraggeber und Auftragnehmer in den einzelnen Bundesländern jährlich ihre Erfahrungen aus. 13 Erfahrungsaustausche in 2004 mit Erfolg. Die Teilnehmer: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Tiefbauämtern, Abwasserverbänden, Ingenieurbüros, Aufsichts- und Genehmigungsbehörden, Bauabteilungen des Landes, der Wirtschaft und der Industrie sowie von Unternehmen.
Erfahrene Referenten berichten zur Auftragsvergabe und Bauausführung aus Sicht des Auftraggebers beziehungsweise aus Sicht des Auftragnehmers. Darüber hinaus schildern vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau legitimierte Prüfingenieure ihre Erfahrungen zur Qualifikation der Firmen und Gütesicherung im Alltag. Viel Zeit steht für Aussprache und Diskussion zur Verfügung. Alle an der Auftragsvergabe beteiligten Parteien kommen zu Wort. Dies wird von den Teilnehmern besonders geschätzt, da jede Frage unter Berücksichtigung der Erfahrungen von Kollegen beantwortet wird. Sowohl Auftraggeber und Ingenieurbüros als auch qualifizierte Fachfirmen sind an einer weiteren Verbesserung der bestehenden Vergabesituation interessiert.
Keine Scheu vor heißen Eisen
"Heiße Eisen" werden offen angesprochen. Etwa in Bezug auf Bieterqualifikation und Auftragsvergabe. Nach wie vor werden die Bieter in zu vielen Fällen gar nicht, in anderen Fällen in zu geringem Umfang oder inhaltlich nicht konsequent auf ihre Eignung hin überprüft. Dies führt oft zu Vergaben an Bieter ohne ausreichende Qualifikation. Nicht zuletzt deshalb entstehen immer wieder Vorurteile, mit denen die Praxis zu kämpfen hat. Die Qualifikation spielt keine Rolle, den Auftrag bekommt sowieso immer der billigste Bieter, bemängeln die Firmen. Firmen mit Qualifikationsbestätigung durch das Gütezeichen bauen genauso schlecht, wie Firmen ohne Gütesicherung, werfen Auftraggeber den Firmen vor. Gründe dafür sind meistens keine oder unzureichende Bauüberwachung, ungenügende Konsequenz bei Verstößen und Vorgaben seitens der Finanzverantwortlichen hinsichtlich der Vergabe an den Bieter mit dem niedrigsten Preis. Vorgestellt werden Beispiele für funktionierende Lösungen.
Die Tatsache, dass zunehmend mehr Auftraggeber in ihren Ausschreibungen vom Bieter einen Eignungsnachweis fordern und diesen von der Erfüllung der Anforderungen des Regelwerkes RAL-GZ 961 abhängig machen, werten die Beteiligten als Schritt in die richtige Richtung. "Bieter, deren Angebote erheblich unter den geschätzten Kosten liegen oder einen erheblichen Abstand zu den übrigen Angeboten aufweisen, werden ausgeschlossen", berichten Auftraggeber. Verwaltungsvorgänge werden reduziert. "Wir bauen mehr und verwalten weniger", stellen Auftraggeber fest. "Der aufwändige Formalismus beim Teilnahmewettbewerb kann entfallen, wenn die Qualifikation der Firma durch das Gütezeichen bestätigt wird." Eine Vorgehensweise, von der alle profitieren.
Spielregeln auch anwenden
Aber auch darin ? das zeigen die Diskussionen ? sind sich alle einig: Jeder an der Herstellung und Ausführung Beteiligte muss darauf achten, dass die Anforderungen eingehalten werden. Konsequentes Verhalten der Auftraggeber bei der Vergabe und bei den routinemäßigen Baustellenbesuchen ist unabdingbar. Die ausführenden Unternehmen ziehen im eigenen Interesse am gleichen Strang. Dann ? so die Erfahrungen ? trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Die Zusammenarbeit mit Firmen, die für ihre gute Arbeit bekannt sind, gestaltet sich problemlos.
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