Neuer Stauraumkanal für das Uelzener Sterngebiet
16.08.2023
Werkstoff GFK sorgt für höchste Flexibilität und spielt seine Stärken aus.
Im Februar 2023 starteten umfangreiche Kanalbauarbeiten im sogenannten Sterngebiet der Hansestadt Uelzen. Im Auftrag des Abwasserzweckverbandes Uelzen und nach Plänen der PFI Planungsgemeinschaft GmbH & Co. KG hat die Heinrich Siebenbrodt GmbH & Co. KG in einem ersten von insgesamt fünf Bauabschnitten mit der Erstellung eines neuen Stauraumkanals begonnen.
Mit der Gesamtinvestition in Millionenhöhe sollen überflutungsanfällige Bereiche des Stadtzentrums zukünftig vor den Wassermassen bei Starkregenereignissen besser bewahrt werden. Der neue Kanal wird nach Fertigstellung aller fünf Bauabschnitte als nachgeschalteter Stauraumkanal mit einem Speichervolumen von 1.600 Kubikmetern die anfallenden Regenmengen aus dem sanierten Kanal in der Eschemannstraße auffangen, zwischenspeichern und später kontrolliert an das städtische Netz abgeben.
Insbesondere aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse auf dem Baufeld kamen für die Erstellung entgegen ersten Überlegungen keine Betonrohre und Stahlbetonschächte, sondern Rohre und Schächte aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) der Amiblu Germany GmbH zum Einsatz. Die GFK-Rohre in der Nennweite DN 2000 sind auch mit leichtem Baugerät an der Einbaustelle einfach zu handhaben und sorgen aufgrund ihrer Baulänge von sechs Metern für einen schnellen Baufortschritt.
Darüber hinaus überzeugten die Rohre und Schächte in Uelzen durch ihre außerordentliche Flexibilität: Selbst in unvorhergesehenen Situationen auf der Baustelle konnten die GFK-Rohre und Schächte ohne großen Zeitverlust baulich vor Ort mit Handlaminaten an die neue Situation angepasst werden.
Die Lieferung der einzelnen GFK-Bauteile für den Stauraumkanal erfolgte durch die Uelzener Niederlassung der Mölders Baucentrum GmbH.
In fünf Abschnitte unterteilt
„Der Bau des Stauraumkanals ist Teil eines größeren Sanierungskonzeptes, welches wir auf Basis unseres Generalentwässerungsplans für die Stadt Uelzen umsetzen“, erklärt Marvin Zydek, PFI Planungsgemeinschaft GmbH & Co. KG, Büro Hannover.
„Es geht darum, dass zukünftig auch bei Starkregenereignissen neuralgische innerstädtische Verkehrsknotenpunkte vor Überschwemmungen geschützt werden, ebenso wie die Bevölkerung.“ In den letzten Jahren seien insbesondere Unterführungen entlang der Bahntrasse betroffen und derart überflutet gewesen, dass sie für Krankenwagen und Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr unpassierbar waren, so der verantwortliche Planer weiter.
Laut Matthias Rump, beim Abwasserzweckverband Uelzen zuständig für Planung, Kanalbau und Kanalsanierung, werden sich die in fünf Bauabschnitte eingeteilten Gesamtarbeiten im Bereich der Eschemannstraße und Albrecht-Thaer-Straße unweit vom Hundertwasser-Bahnhof voraussichtlich bis 2026 hinziehen.
Dabei verläuft der im ersten Bauabschnitt hergestellte neue Stauraumkanal mehr oder weniger rund um das ehemalige Viehmarkthallen-Areal. Hier will ein Investor auf einer Gesamtfläche von rund 7.500 Quadratmetern einen Gesundheitscampus errichten.
„Ursprünglich sollten alle Arbeiten im Rahmen des Generalentwässerungsplanes für das Sterngebiet im öffentlichen Raum realisiert werden“, so Rump. Platztechnisch sei dies aber nicht so einfach umzusetzen gewesen. Daher habe der Abwasserzweckverband Uelzen die Gelegenheit genutzt und sich mit dem Investor darauf geeinigt, den neuen Stauraumkanal unmittelbar entlang der Grundstücksgrenze auf dem Campusgelände errichten zu können.
Bautätigkeit rund um das Gelände
Im Frühjahr 2023 haben die Bagger damit begonnen, im nördlichen Bereich des Geländes einen zehn Meter breiten Streifen der alten Gebäude abzureißen und damit Platz für die Verlegung der GFK-Rohre DN 2000 zu schaffen.
Parallel fingen die Arbeiter im südöstlichen Bereich zur Albrecht-Thaer-Straße an, eine rund 40 Meter lange Drosselleitung aus GFK-Rohren DN 400 zu verlegen. Hierfür setzten sie zunächst einen ersten GFK-Schacht, über den das anfallende Regenwasser später an das Bestandsnetz abgegeben wird.
Die Querschnittsreduzierung von DN 2000 auf DN 400 realisierte Amiblu mit einem 90-Grad-Bogen, der als Tangentialschacht ausgeführt ist. Ab hier erfolgte die Verlegung der GFK-Rohre DN 2000 zunächst bis zu einem T-Stück und dann weiter bis zu einem weiteren 90-Grad-Bogen und von dort aus bis hin zur Eschemannstraße. „Zusammen mit einem knapp 72 Meter langen Seitenstrang DN 2000, der über das T-Stück an den Stauraumkanal angeschlossen ist, kann das notwendige Gesamtstauraumvolumen erreicht werden“, so Zydek. Vor Ort auf der Baustelle konnten die Rohre mit ihren werkstoffbedingten Vorteilen punkten.
Rohre aus glasfaserverstärktem Kunststoff sind aufgrund ihres geringen Gewichts einfacher zu verlegen als „Schwergewichte“ aus anderen Materialien – selbst in dem Nennweitenbereich von DN 2000. „Anstelle eines Mobilkrans, wie er beispielsweise bei Betonrohren notwendig gewesen wäre, reichte ein leichter Bagger aus, um die sechs Meter langen GFK-Stangen in die Baugrube einzuheben“, sagt Fred Hilmer, Prokurist der Bauunternehmung H. Siebenbrodt GmbH & Co. KG.
„Das schaffte die Grundlage, bei den beengten Verhältnissen auf dem Baufeld überhaupt vernünftig arbeiten zu können.“ Hinzu kam: Aufgrund der großen Rohrlängen konnten die Kanalbauer jeden Tag richtig Strecke machen.
Flexibilität ist Trumpf
Für den Bau des Stauraumkanals lieferte Amiblu neben den Rohren weitere Formteile aus GFK. So unter anderem die zwei Bögen für die Richtungsänderungen, das T-Stück sowie zwei Schachtbauwerke.
„Allen Bauteilen ist eines gemeinsam“, betont Andreas Meyer, Sales Representative bei Amiblu Germany GmbH, „Amiblu Formteile und Rohre aus GFK können sowohl in Standardformen als auch maßgeschneidert nach Kundenspezifikation produziert werden und sind für Anwendungen mit und ohne Druck verfügbar. Sie verfügen über eine hohe Steifigkeit, sind äußerst stabil, hoch belastbar und erfordern eine vergleichsweise geringe Erdüberdeckung. So kann bei der Bebauung des Campus auch problemlos ein Parkplatz oberhalb des Stauraumkanals errichtet werden.
Darüber hinaus sind die Rohre und Formteile beständig gegen Korrosion.“ Von der Flexibilität der Bauteile konnten sich auch die Baupartner in Uelzen überzeugen. „Aufgrund der Rahmenbedingungen musste der geplante Bauablauf öfter mal unterbrochen und an anderer Stelle weitergearbeitet werden“, so Hilmer.
Das lag unter anderem an dem bedingt durch den Zweiten Weltkrieg noch sehr belasteten Untergrund, weshalb auch eine baubegleitende Kampfmittelsondierung durchgeführt wurde. Vor diesem Hintergrund wurde der kontaminierte Aushub auf der Baustelle zwischengelagert und regelmäßig untersucht, bevor er zur Deponie transportiert und entsorgt werden konnte.
Dass der Baugrund teilweise auch massive Tiefenfundamente von nicht mehr vorhandenen Gebäuden aufwies, trug nach Aussage von Zydek ebenfalls zu der ein oder anderen Verzögerung bei. Allerdings ruhte die Baustelle in solchen Phasen nicht, sondern es wurde an anderer Stelle weitergearbeitet.
In solchen Situationen konnte man sich immer auf den Rohrhersteller verlassen, der trotz im Vorfeld festgelegter Verlegepläne flexibel reagiert hat, so die einhellige Meinung der Baupartner.
Werkstoff lässt keine Wünsche offen
Selbst die bereits gelieferten Rohre und Formteile waren auf der Baustelle an veränderte Situationen anpassbar.
So konnte beispielsweise eine alte Regenwasserleitung mit einem Rohr durch eines der neuen Schachtbauwerke geführt und somit während der Arbeiten auf eine Wasserhaltung verzichtet werden.
Nach Fertigstellung des Stauraumkanals wurde die Leitung innerhalb des Schachtes gekappt und per Handlaminat angeschlossen sowie die gegenüberliegende Öffnung verschlossen. Auch die Regenentwässerung der zu einem späteren Zeitpunkt entstehenden Bebauung auf dem Gesundheitscampus soll zukünftig an den neuen Stauraumkanal angeschlossen werden.
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