Sanierung der Gebäudeentwässerung 2018: Neuer Markt entwickelt sich – Wachstum über 70 % im Vergleich zum Jahr 2017

28.03.2019

Ein neuartiger Markt für die grabenlose Kanalsanierung ist die Gebäudeentwässerung. Neben schadhaften erdverlegten Grund- und Anschlussleitungen weisen auch Fallleitungen, Küchen- und Badleitungen sowie Regenwasserleitungen innerhalb von Gebäuden einen enormen Sanierungsbedarf auf. Neuartige Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systeme, die speziell für diesen Anwendungsfall entwickelt wurden, kommen immer häufiger zum Einsatz.

Vorbild ist Skandinavien. Die grabenlose Sanierung der Gebäudeentwässerung ist dort seit über 15 Jahren absoluter Standard. Das neue Geschäftsfeld entwickelt sich auch in Deutschland sehr dynamisch. Im Jahr 2018 konnte ein Wachstum um über 70 % zum Vorjahr festgestellt werden, welches sich aus den Absatzzahlen von Herstellern ableiten lässt.

Marktpotenzial von über 20 Mio. Kilometern Abwasserleitungen

Während sich die Länge der öffentlichen Kanalisation mit ca. 600.000 Kilometern aus statis-tischen Erhebungen gut ableiten lässt, sind valide Zahlen für die private Entwässerung kaum verfügbar. Die Fachwelt geht davon aus, dass die Länge der privaten Grundstücksentwässerung etwa das zwei- bis dreifache der öffentlichen Kanalisation beträgt, so dass von einer Länge von etwa 1.500.000 Kilometern ausgegangen werden kann.

Für die Gebäudeentwässerung gibt es diese Schätzungen noch nicht. Fachleute von Fachverbänden, Rohrherstellern und der Industrie schätzen, dass in der Gebäudeentwässerung noch einmal deutlich mehr Abwasserleitungen als im erdverlegten Bereich verlegt sind. Anhand der Absatzzahlen wird davon ausgegangen, dass mehr als 20.000.000 Kilometer Abwasserleitungen in Deutschland innerhalb von Gebäuden verlegt sind.

Auch wenn keine statistisch belastbaren Zahlen verfügbar sind, ist bei der Sanierung der Gebäudeentwässerung von einem sehr hohen Marktpotenzial auszugehen.

Schadensbilder und Statistiken wenig bekannt

Während aus statistischen Erhebungen und Pilotprojekten bekannt ist, dass etwa 20 % der öffentlichen Abwasserkanäle und vermutlich weit über 50 % der Grundstücksentwässerung schadhaft sind, ist über den baulichen Zustand, die Schäden und die Schadensquoten in der Gebäudeentwässerung (noch) wenig bekannt. Aus dem Handwerk ist zu vernehmen, dass sich die bekannten Schadensbilder bei älteren Rohren aus Guss oder Stahl insbesondere auf Korrosion, Risse, Inkrustationen und zum Teil undichte Rohrverbindungen konzentrieren.

Über Kunststoffrohre der ersten Generation, die etwa seit Ende der 60er Jahre eingesetzt wurden, wird berichtet, dass diese teilweise spröde sind. Von vielen Faserzementleitungen ist bekannt, dass diese heutzutage häufig Schäden in Form von Undichtigkeiten, z.B. durch Risse und schadhafte Rohrverbindungen, aufweisen. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass in vielen Abwasserleitungsnetzen eine übliche Betriebsdauer von mehr als 50 Jahren heute (weit) überschritten ist.

Bereits neun Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systeme mit DIBt-Zulassung

Die grabenlose Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden mit Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systemen ist in Deutschland immer mehr auf dem Vormarsch.

Sanierungssysteme, die in der Gebäudeentwässerung zum Einsatz kommen, müssen die an die Verfahren gestellten bautechnischen Anforderungen erfüllen, um eine allgemein gültige bauaufsichtliche Zulassung durch das DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) zu erhalten.

Insbesondere müssen die eingesetzten Produkte die Anforderungen an die Baustoffklasse B2 für normalentflammbare Stoffe und eine ausreichende Temperaturbeständigkeit nachweisen (z.B. zur Abführung von heißen Küchenabwässern).

Durch das DIBt sind bereits neun Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systeme für den Einsatz innerhalb von Gebäuden bauaufsichtlich zugelassen, die eine Sanierung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten in diesem speziellen Anwendungsfall ermöglichen (siehe www.dibt.de). Weitere Systeme sind aktuell noch nicht zugelassen, wie z.B. Kurzliner-Produkte.

70 % Marktsteigerung in 2018 im Vergleich zu 2017

Die grabenlose Sanierung der Gebäudeentwässerung mit Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systemen ist in Skandinavien seit über 15 Jahren absoluter Standard. Allein in Finnland wurden im Jahr 2017 in diesem Markt mit über 1.000 gewerblichen Mitarbeitern in über 85 Firmen mehr als 120 Millionen Euro umgesetzt. Diese Zahlen auf Deutschland hochgerechnet würden theoretisch ein jährliches Volumen von mehr als eine Milliarde Euro am nationalen Markt bedeuten.

Seit etwa zwei Jahren werden zur Entwicklung dieses neuartigen Geschäftsfelds in Deutschland seitens verschiedener Akteure Aktivitäten übernommen. So werden u.a. Immobilienbesitzern und -gesellschaften, der Industrie, Architekten, TGA-Fachplanern und Hochbau-Ingenieuren die noch kaum bekannten technischen Möglichkeiten und Alternativen zur traditionellen Stemm- und Aufbrucharbeiten durch Aufklärungsarbeit bekannt gemacht.

Mit Erfolg! Im Jahr 2018 wurden – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der oben genannten Aktivitäten – bereits viele Projekte zur Sanierung der Gebäudeentwässerung umgesetzt. Anhand der Absatzzahlen der speziell für diesen Anwendungsfall entwickelten Produkte lässt sich ein Marktwachstum von über 70 % im Vergleich zum Vorjahr ableiten. Tendenz weiterhin stark steigend!

Ausblick 2019: Wachstum, Öffentlichkeitsarbeit, Regelwerke und Arbeitshilfen

Auch im Jahr 2019 ist in Deutschland und auch EU-weit mit einem weiteren Marktwachstum zu rechnen.

Die Hersteller und Anwender der speziell für die Sanierung der Gebäudeentwässerung zugelassenen Bauprodukte werden die Bemühungen zur Entwicklung des Marktes weiter vorantreiben, z.B. durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit bei Immobilienmessen und in Immobilien- sowie anderen Fachzeitschriften.

Weiterhin werden die Möglichkeiten der grabenlosen Innensanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden Immobilienbesitzern und -gesellschaften, der Industrie, Architekten, TGA-Fachplanern und Hochbau-Ingenieuren verstärkt bekannt gemacht.

Sehr wahrscheinlich werden im Jahr 2019 noch weitere Hersteller und Anwender folgen und die technische Weiterentwicklung der bisherigen Produkte weiter voranschreiten. Auch haben viele Fachverbände und Regelwerksgeber den neuartigen Markt im Blick. Bisher fehlen nämlich noch einheitliche Standards sowie Planungs- und Entscheidungshilfen für Auftraggeber, Auftragnehmer und Ingenieurbüros.

Vor diesem Hintergrund wird derzeit auf europäischer Ebene durch das DIN bzw. CEN (Europäisches Komitee für Normung) eine europaweite Norm speziell für diesen Bereich erarbeitet. Auch ist mit der Veröffentlichung von nationalen Regelwerken und Arbeitshilfen u.a. vom RSV – Rohrleitungssanierungsverband e. V. und VSB - Verband zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. im Jahr 2019 zu rechnen.

All diese Maßnahmen werden die Akzeptanz und die Bereitschaft bei Immobilienbetreibern zum Einsatz der grabenlosen Methoden zur Sanierung der Gebäudeentwässerung erhöhen.

Projektberichte aus dem Jahr 2018

Im Jahr 2018 wurde eine Vielzahl von Projekten zur grabenlosen Sanierung der Gebäude-entwässerung mit Schlauchlining- und Sprüh-Schleuder-Systemen erfolgreich umgesetzt. Dabei wurden sowohl kleinere Baumaßnahmen, bei denen einzelne schadhafte Leitungen in einem Tageseinsatz saniert wurden, als auch komplexe Baumaßnahmen, bei denen komplette Entwässerungsnetze von Mehrfamilienhäusern mit Bauzeiten von mehreren Monaten, abgewickelt.

Sanierung von 50 Meter langen SW-Fallleitungen mit bis zu 26 Zuläufen
Sanierungsaufgabe: 14 SW-Fallleitungen in DN 125 bis zu 50 Meter lang mit Schlauchlining
Bauzeit: Januar – März 2018
Besonderheiten: Sanierung und Öffnung der Zuläufe in max. 8 Stunden pro Leitung
Ausführendes Unternehmen: CANN'A'QUA aus Bad Harzburg

Kurzbeschreibung:

Im Projekt wurden an jeweils einem Arbeitstag bis zu 50 Meter lange SW-Fallleitungen inklusive dem Öffnen von bis zu 26 Zuläufen mit dem Schlauchlining-Verfahren saniert. Die Inversion erfolgte vom Dach in das Untergeschoss. Die Aushärtung erfolgte mit Heißdampf. Die Sanierung einer Leitung war innerhalb 4 Stunden abgeschlossen. Danach erfolgte das Öffnen der Zuläufe mit einem Spezialroboter von innen heraus. Nach spätestens 8 Stunden konnte die Entwässerung wieder in Betrieb genommen werden.

Sanierung von über 500 Meter RW-Fallleitungen aus PE-HD
Sanierungsaufgabe: über 20 RW-Fallleitungen ab DN 100 aus PE-HD in drei Neubau-Objekten mittels Schlauchlining
Bauzeit: Juni – September 2018
Besonderheiten: Funktionsfähigkeit der vorhandenen Brandschutzmanschetten / Rohrabschottungen musste sichergestellt werden; sehr bogengängige Leitungsverläufe ab DN 100
Ausführendes Unternehmen: Gilles Kanaltechnik GmbH & Co. KG aus Heimbach – Vlatten
Kurzbeschreibung: Im Projekt wurden über 20 beim Einbau falsch verlegte RW-Fallleitungen aus PE-HD saniert. Die Funktionsfähigkeit der vorhandenen Brandschutzmanschetten / Rohrabschottungen musste sichergestellt werden, was in umfangreichen Tests im Vorfeld geprüft wurde. Die Leitungen ab einer Nennweite DN 100 wiesen sehr verzweigte Verläufe mit teilweise mehr als vier 90°-Bögen auf weniger als 20 Meter Gesamtlänge auf. Die Leitungen konnten erfolgreich mit dem Schlauchlining-Verfahren saniert werden. Die Aushärtung erfolgte aufgrund der vorhandenen Rohrabschottung mittels Umgebungstemperatur.

Sanierung von defekten Fallleitungen mit dem Sprüh-Schleuder-Verfahren
Sanierungsaufgabe: Sanierung von über 400 m defekten Fallleitungen mittels Sprüh-Schleuder-Verfahren
Bauzeit: Januar 2018
Besonderheiten: Sanierung der Entwässerung im laufenden Wohnbetrieb in den Nennweiten DN 50 bis DN 70
Ausführendes Unternehmen: R + M Umweltservice GmbH aus Sindelfingen
Kurzbeschreibung: Im Projekt wurden schadhafte WC-Fallstränge mit dem Sprüh-Schleuder-Verfahren saniert. Zunächst wurde eine Vorreinigung der Fallleitungen mittels Hochdruck und dem BRAWO® Vortex-Cutter durchgeführt. Anschließend wurden die über 400 m Leitungen, die jeweils eine Länge zwischen 4 m und 20 m hatten, mit dem Sprüh-Schleuder-Verfahren unter Zuhilfenahme der Bürstentechnik saniert. Projekte wie dieses werden mehrfach im Jahr durch die Fa. R + M Umweltservice GmbH aus Sindelfingen bearbeitet. Allein im Jahr 2018 wurden durch die Firma Abwasserleitungen in über 30 Objekten mit dem Sprüh-Schleuder-Verfahren saniert.

Autoren:

Sebastian Beck, Key Account Manager BRAWOLINER®

Candida Heinrich-Piras, Leitung Marketing & HR BRAWOLINER®

Gunter Kaltenhäuser, Geschäftsleitung BRAWOLINER®

 

Kontakt

BRAWOLINER® – Karl Otto Braun GmbH & Co. KG

Sebastian Beck

Key Account Manager

Blechhammerweg 13-17

67659 Kaiserslautern

Deutschland

E-Mail:

sebastian.beck@brawoliner.de

Internet:

Zur Webseite